Wissenschaft & Spiritualität

Ein großer Schritt zurück für die Menschheit

Was Milliardäre im Weltall verloren haben oder Warum Spiritualität und Wissenschaft dringend wieder zueinander finden sollten

Am 20. Juli 2021, während ich von meinem kleinen Alpenvorland-Hügel aus gerade den 365.000 Kilometer entfernten Mond anträumte, passierte dort draußen etwas Folgenschweres für die Menschheit: Jemand, der außer viel Geld keine weiteren Eignungen für die Raumfahrt besitzt, startete mit einer Rakete ins All. Neun Tage vor ihm hatte das übrigens schon ein anderer Steinreicher getan. Mit von der Partie war am 20. Juli auch die älteste Astronautin, die bisher immer hinter ihren männlichen Kollegen zurückstehen hatte müssen. Es gab Medien, die lobten diesen Irrsinn als Pioniertat. Nein, nicht die Großherzigkeit dieses Milliardärs, der einer 82-Jährigen ihren Lebenstraum erfüllte. Sondern dass nun endlich auch das Weltall erschlossen wird als Tourismusziel und erster unendlicher Cosmic Fun Park! Und die Wissenschaft? Sie hat dabei offensichtlich kräftig mitgewirkt.

Der Wissensdrang und die Intelligenz sind Eigenschaften, mit denen sich der Mensch von den Tieren abhebt. Unsere Gattung hat mittlerweile so vieles erforscht, was mich staunen lässt: was in den ersten Sekunden nach dem Urknall passiert ist, wie die Atmosphäre unserer planetarischen Nachbarn beschaffen ist, wo gerade ein Stern stirbt und wie man das fotografieren kann … Natürlich gibt es auch einige intelligente Tierarten, die sich im Lernen besonders leicht tun. Aber kein Tier forscht nur um des Wissens willen. Das würde ja auch gar keinen Sinn machen: seine Energie für etwas einzusetzen, das man eigentlich überhaupt nicht zum Überleben braucht.

Früher, zur Blütezeit des Babylonischen Reichs vor etwa viertausend Jahren, galt diese sinnvolle Regel auch noch für die Gattung Mensch. Die Sterngucker erforschten den Lauf der Gestirne am Himmel, um aus ihm überlebenswichtige Vorhersagen für den zyklischen Lauf des Lebens auf der Erde abzuleiten. Es gab keine Trennung zwischen der Astronomie – der Beobachtung der Himmelsphänomene, und der Astrologie – der Interpretation dieses Geschehens. Der Forschungsdrang des Menschen war eng verknüpft mit dem tiefen Sinn, den diese Forschung für das Leben in und mit der Natur machte.

„Halt!“ würden einige Wissenschaftler nun vermutlich rufen, sollten sie sich tatsächlich auf spirituellen Seiten wie dieser tummeln. „Was wir im Weltraum erforschen, dient sehr wohl dem Überleben der Menschheit!“ Beispielsweise, welche Bodenschätze der Mond so zu bieten hat, wenn unser Heimatplanet demnächst ausgeblutet ist. Oder ob und wie ein Leben auf dem Mars möglich wäre, wenn das fragile ökologische Gleichgewicht der Erde in ein paar hundert Jahren (oder auch schon früher) zusammengebrochen ist. Der feine Unterschied ist, dass das für einige wenige Lebewesen auf der Erde vielleicht Sinn macht – aber zugleich den Untergang alles anderen Lebens billigend in Kauf nimmt.

Sind wir eigentlich noch zu retten? Vielleicht, wenn Wissenschaft und Spiritualität – dieses eigentlich so perfekte Paar – wieder zueinander finden … Seitdem die Aufklärung hierzulande die Götter abgeschafft hat, ist zwar unser Wissen exponentiell gestiegen. Aber der Funken Weisheit, wie man dieses Wissen zum Besten allen Lebens einsetzen kann oder wann man eine Grenze besser unangetastet lässt, selbst wenn sie theoretisch überwindbar wäre, den vermisse ich immer öfter. Genauso wie die Demut vor der Schöpfung, die uns bewusst macht, wie winzig wir Menschlein tatsächlich sind.

Auf der anderen Seite würde der Esoterikszene eine ordentliche Portion Wissenschaftlichkeit meiner Meinung nach auch guttun! Dann würde sie nicht mehr nur glauben, sondern auch hinterfragen und beobachten. Dabei würde vermutlich ein Gutteil als Aberglauben entlarvt. Aber das, was übrig bleibt, würde sehr viel ernster genommen werden. Vielleicht sogar von der Wissenschaft.

Text und Fotos: Dagmar Steigenberger

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Christine

    Liebe Dagmar, du gehst nah ran an die Dinge und bist eine Schnitterin mit Mut und Leidenschaft. Das Spannungsfeld von Spiritualität und Wissenschaft ist vermutlich auch eine Folge unseres tiefen Getrennt-Seins. Manchmal muss ich schmunzeln, wenn uraltes Wissen sich an irgendeinem Fitzelchen als „wissenschaftlichen erwiesen“ herausputzt. Mir tut deine unabhängige, beherzte und politische Art richtig gut! Ich stehe gerne an deiner kämpferischen Seite und bin gespannt was der Mond für einen Plan hat. Alpengrüße Christine