Trickster, (der/ die/ das…)

Der Trickster entzieht sich eigentlich per se jeder Definition, eben da er ein Trickster ist.

Kaum denkt eine, jetzt hat sie ihn erfasst, entschlüpft er ihr wieder und taucht in einer anderen Maske auf – meist lachend wie über einen guten Witz.

Er treibt sein Unwesen in allen Kulturen dieser Welt und unter vielen Namen: Coyote, Heyoka, Clown, Narr, Eshu, Loki, Mephisto, Prometheus, Baubo, aber auch Jack Sparrow, Lyra Bellaqua und Pippi Langstrumpf, um nur einige zu nennen.

Als Gestaltwandler ist er an kein Geschlecht gebunden, und er ist sowohl Tier und Mensch als auch Gott. Im Medizinrad ist es seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass nach der Erstarrung des Winters die Frühlingskraft ausbricht. Der Trickster stiftet das Chaos, aus dem neues Leben erwächst. Dasselbe tut er in der Gesellschaft, indem er Regeln und Machtverhältnisse auf den Kopf stellt, und so alles enthüllt, was verkrustet ist und nicht mehr lebendig. Das geht allerdings nicht immer gut aus für ihn, besonders in Gesellschaften, die nicht mehr um die Wichtigkeit der Narrenkraft wissen. So wurde er im Christentum zum Teufel.

Der Trickster ist ein wandelnder Widerspruch, denn er löst die Dualität auf und verbindet Gegensätze. Er ist verschlagen und dumm, ein genialer Tüftler und ein Tollpatsch, ein notorischer Lügner, der die Wahrheit ans Licht bringt, ein Dieb, der den Menschen das Feuer schenkt, das er den Göttern gestohlen und teuer dafür bezahlt hat. Er ist ein Scharlatan voller Heilkraft, eine Macht, die stets das Böse will und doch das Gute schafft. Er gräbt Gruben und fällt selbst hinein, und er macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Denn seine Lügen sind voller Kreativität, und wenn Pippi Langstrumpf behauptet, dass ihr Vater nicht ertrunken sei, sondern als König auf einer Südseeinsel lebt, so ist es nicht verwunderlich, wenn er eines Tages tatsächlich auftaucht und seine Tochter mitnimmt auf die Insel. Als Südseeprinzessin natürlich.

Text: Elisabeth Rolli
Foto: Caleb-Woods unsplash Elisabeth Rolli

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Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Kurt

    Tolles Foto, der Trickster lebt! Ahoi

  2. Susan

    Danke für Deinen Beitrag. Er macht mich gwunderig für das Erleben von Trickster Situationen ……

  3. Marlis labudde-Dimmler

    Ja, der Trickster…ich glaube, den brauchen wir heute mehr denn je! Jetzt, da unsere vertraute Welt so abrupt von einem winzigen aber potenten Lebewesen auf den Kopf gestellt wird. Jetzt, da unsere Kreativität Tag für Tag neu gefordert ist und wir gezwungen sind, immer wieder aufs Neue „Flexibilität“ und „Anpassung“ zu üben. Und genau jetzt kommt er live zu uns, in seiner physischen Tierform: der Goldschakal wandert ein in der Schweiz, in Deutschland, Österreich. Er, der eurasische Bruder des amerikanischen Koyoten läuft an Wildtierkameras vorbei, mit hocherhobenem Haupt und zeigt uns, was Anpassung heisst. Koyoten und Goldschakale sind unglaublich geschickte Opportunisten, finden ihr Futter überall, auch in Menschennähe, laufen nachts unendlich weite Distanzen und lassen „unerschrockene Pioniere“ noch unbesiedeltes Neuland erkunden. In der Verbundenheit ihrer kleinen Rudel sind sie praktisch unschlagbar…wo sie bekämpft werden, tauchen sie unter um sich irgendwo kraftvoll wieder zurück zu melden…auuuu! Wir erleben gerade eine „Zeit der Koyoten“ und können viel von ihnen lernen!