Im November, heißt es, geht der Teufel um, die wilde Jagd tobt durch die Luft. Es ist eine hochexplosive Zeit, lang unter Verschluss gehaltene Konflikte explodieren jetzt. Im Frühling, Sommer und Herbst ist es noch möglich, über unliebsame Dinge hinwegzusehen, aber gegen Ende des Jahres geht das nicht mehr.
Die Heilige Katharina, deren Fest am 25. November gefeiert wird, wurde der Legende nach gerädert.
Nur was wahr und echt ist, hat im Winter Bestand. – Das Brachliegen ist typisch für den Winter. Auf den abgeernteten Feldern werden die Steine sichtbar, man sieht jetzt wie es wirklich ist, kein Schönreden funktioniert mehr. Klare, messerscharfe Gedanken sind notwendig, keine Verneblungen können mehr zugelassen werden.
Es ist die Zeit der Innenschau und Heilung.
Diese Zeit ist eine harte Zerreißprobe für uns Menschen, falls wir immer noch am Außen orientiert sind. Statt der äußeren Arbeit sollten wir uns nun der inneren Arbeit zuwenden.
Das geht erst, wenn all die viele Herbstarbeit abgeschlossen ist.
In dieser Zeit wurden in den alten bäuerlichen Kulturen die Mägde und Knechte, für die es im Winter zu wenig Arbeit geben würde, entlassen und ausbezahlt. Tiere, für die das Futter im Winter nicht ausreichen würde, wurden geschlachtet.
Es hatten mehr Menschen Geld und Zeit, und es war viel Nahrung da, die schnell gegessen werden musste. Viele Clantreffen, Erbschaftsverhandlungen und heute noch stattfindende Märkte fallen deshalb in diese Zeit.
„Kathrinotag“ war noch vor hundert Jahren ein schulfreier Tag, an dem Alplöhne ausbezahlt wurden und Märkte stattfanden. Und es wurde das letzte Mal im Jahr getanzt. In Au und in Sulzberg gibt es immer noch einen Markt zum Kathrinotag.
„St. Katrein stellt s Tanzen ein“ sagt der Volksmund, nichts dreht sich mehr – das Jahresrad wird angehalten. Bis es zu Lichtmess, beim Blasius Segen, wieder angeschoben wird. Bis dahin haben die Menschen Zeit für ihre innere Arbeit, um zu schlafen und zu träumen und um zu genesen.
Die Heilige Katharina, deren Fest am 25. November gefeiert wird, wurde der Legende nach gerädert und sie wird mit Rad und Schwert dargestellt. Ihr Gedenktag markiert den Beginn der Jahresnacht. Nun kehrt sich alles nach Innen.
Es schadet auch nicht daran zu denken, dass vor nicht allzu langer Zeit von Kathrinotag bis Weihnachten gefastet wurde. Die sorgsam geernteten und haltbargemachten Vorräte wurden erst nach der Sonnwende, dann wenn das Licht wieder zunimmt und der Winter absehbar wurde, angegriffen.
Autorin: Katharina Waibel
Gemälde: Michelangelo Merisi da Caravaggio, Heilige Katharina von Alexandrien (1595–1596), Thyssen-Bornemisza Museum, Madrid – Wikipedia
Mehr Wissensbündlerei von Katharina gibts in den Büchern “wilde weiber wünsche” und “Die Spinner:innen” bei uns im Spinnerinnen-Lädeli
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