Inbilden

Meist ist die erste Frage nach der ersten schamanischen Reise: „Bilde ich mir das alles nur ein?“

Im Duden steht unter Herkunft des Wortes „einbilden“ das mittelhochdeutsche īnbilden (in die Seele) hineinprägen, vorstellen. Dann wäre „sich etwas einbilden“ in diesem Zusammenhang ja gar nicht verkehrt.

Sich etwas einzubilden ist negativ behaftet. Bei genauerem Zerlegen und Erfühlen des Wortes wird es jedoch stimmig. Sich etwas bildhaft vorzustellen hat etwas mit Kreativität  zu tun. Kreativität ist nicht unbedingt etwas, das gefördert wird. In der Regel werden Kinder von klein an auf gewisse Schemata konditioniert. Völlig frei individuelle Lösungswege zu finden, ist oft nicht erwünscht. Hat jemand überschäumende Ideen, die nicht der Norm entsprechen, werden diese schnell abgetan.

Die schamanische Reise öffnet Tür und Tor zu den inneren Seelenwelten, fernab von Raum und Zeit. „Wo soll das dann bitte herkommen, was ich dort erlebe und sehe?“, fragt der Verstand. Beeindruckt davon, welche Räume sich auftun, wie weit das innere Land der Seele ist und wie verbunden alles mit allem ist.

In unserer Kultur dürfen wir das Staunen erst wieder entdecken, den Zauber in den Dingen. Staunen lernen über die schöpferische, kreative Kraft, welche uns zuteilwird, wenn wir uns öffnen für den Fluss und die Botschaften der inneren Bilder. Wenn wir die Seele in allen Dingen wieder „wahrnehmen“ lernen.

Der Verstand darf gerne mitreden, verbannen brauchen wir ihn dabei nicht. Er darf Wache stehen wie ein guter alter Freund und beobachten. Wenn nötig kann er einschreiten, dann, wenn wir uns im Nebel der subjektiven Wunschvorstellung verlieren. Der Körper ist hierbei ein gutes Indiz. Wird das Herz weit und frei, lichtet sich der Nebel im Kopf klar spürbar, so ist es Zeit für den Verstand eine Pause einzulegen und in den Hintergrund zu treten.

Mich persönlich ruckelt es oft durch, ein Schauer durch den Körper, eine Welle, ein Strom, wenn die Kanäle offen und die Bilder klar, sinnhaft und deutlich sind. Manchmal gerät der Körper in Bewegung, ganz ohne Zutun. Dann ist es ein Leichtes, den Verstand verblassen zu lassen und dem Gesehenen zu vertrauen.

Den Rest erzählt das Leben. Eine schamanische Reise zeigt ihre Wirkkraft im Alltag. Kann das Erlebte „hineingetragen“ werden ins Alltägliche, wird Sinnhaftigkeit erfahren, dann erübrigt sich die Frage nach dem „Echt“. Dafür braucht es manchmal Geduld und Übung, denn die (Bilder-)Sprache der Geister ist gelegentlich symbolhaft und nicht selten gewitzt.

 

Autorin und Bild: Veronika Laimer-Hubmann

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Christine Kostritza

    Hallo Veronika, dein Text beschreibt so treffend und fein unseren Konflikt zwischen Verstand und Seelenbildern. „Inbilden“ – in die Seele !!! Das hat mich richtig befreit. Danke dir sehr dafür. 💛💛💛

    1. Vielen lieben Dank für dein Feedback ❣️ Das freut mich sehr! Uns fehlen halt einfach die selbstverständlichen spirituellen Wurzeln, wir sind so stark auf den Verstand konditioniert, da brauchen wir allesamt Übung. Alles liebe zu dir 💚

  2. Liebe Veronika!
    Danke für diesen klaren Text!
    Ja, meist taucht diese Frage auf bei Menschen, die das schamanische Reisen neu lernen.
    Wie gut, so einen klaren Text zu haben als Antwort!
    Darf ich ihn (natürlich mit Quellenangaben!) den „Neuen“ in meinen Trommelkreisen mitgeben?

    So oder so: Liebe Grüsse und gute Reise!
    ReGUla

    1. Danke für dein Feedback, das freut mich sehr! Es ehrt mich wenn du den Text verwenden möchtest, sehr gerne. Liebe Grüße ♥️