Maivollmond

Vollmond im Mai, Sonnenaufgang des Jahres, Walpurgis

Der Beginn des Sommers nach all den Einschränkungen, Viren und Lasten.

Damals, im Mittelalter, wurden nach dem Überstehen der Pestzeit Orgien gefeiert… – Lasst uns feiern, die Energie des Neuen und des Guten stärken, ohne zu jammern oder zurückzublicken.

Wir wollen den Sommer aller Sommer erleben!!!
Aus der Geborgenheit heraus die Freiheit leben,
sich ganz entfalten und wach im Kopf bleiben,
das Geschenk der Schöpfung annehmen,
den Reichtum und die Fülle des Sommers empfangen,
Stärke unter allen Bedingungen spüren und die eigne Schönheit leben,
die Säulen der Kathedrale der Natur sehen und im hellen Grün strahlen,
den Himmel aufschließen und heilen,
sich von überholten Überzeugungen und alten Mustern lösen.

Leben in Freude und Liebe

Wir feiern das Überleben, so wie derzeit die Natur ihr Überleben feiert, wir feiern den Beginn der Neuen Zeit. Lasst uns glauben, dass wir mehr Wir sein können, heraus aus dem „Immer-mehr-und-immer-schneller“, mehr Zeit, mehr Liebe, mehr Menschlichkeit; und lassen wir uns doch wiederum von der Natur helfen und inspirieren.

Mit fortschreitendem Frühling, mit den ersten lauen Nächten, sollten die Menschen nun fähig werden lustvoll aufeinander zuzugehen. Nach dem Halbjahr der Kälte, der Entbehrungen, nach Hunger und Krankheit, kommt nun das Halbjahr der Fülle.

Das Maibaumaufstellen symbolisiert das Aufrichten des „Baumes“ – die schöpferische, männliche Kraft, die das Land befruchtet.
Die ganze Natur strotzt vor neuer Kraft. Überschäumende phallische Kraft drängt und will verwirklicht werden, der Schöpfungsprozess will sich erfüllen. Walpurgis ist das große Fest, das dieses jugendliche Drängen ernst nehmen will.

Walpurgis wird in der Nacht auf den ersten Mai gefeiert. Oder auch am ersten Mai-Vollmond, das ist in diesem Jahr  am 16. Mai.
Damals, bei den Walpurgisfeiern der Kelten, gingen die Paare nach und nach in die Büsche und Wälder. Es gab jedes Jahr wieder einen Raum für erwachende Frühlingsgefühle und das nicht nur für die Pubertierenden des Clans.
In dieser Nacht wird die Hochzeit von Mutter Erde mit Vater Sonne gefeiert, durch ihre Vereinigung entsteht das neue Leben in der Natur.

Durch die Feier der Liebe in der Natur soll die Fruchtbarkeit des Landes gefördert werden. In dieser Nacht ist alles erlaubt. Frauen dürfen Gericht halten und ekelhaften Menschen werden Fenster und Türen ausgehängt – damit etwas Licht in ihre Köpfe kommt. Unterdrücker werden öffentlich genannt und mit den Verehrern, den guten und starken Liebhabern, die Lust gefeiert.

Es wird Zeit, dass sich Frauen und Männer auf Augenhöhe begegnen, Zeit, die sich gegenseitig geschlagenen Wunden zu heilen. Es wird gelacht, getanzt, gejauchzt, getrauert, geweint, viel geliebt und mit allen Sinnen gefeiert.

Es ist die Nacht, um die eigene Macht zu erproben

Lerne zaubern – Gleiches zieht Gleiches an, Gleiches bewirkt Gleiches, glückliches Zusammensein zieht Glück an, verschwenderische Gelage ziehen den Reichtum an. Lustbarkeiten ziehen Lebenslust an.
Rauschhafte – erotische Feste kennzeichnen die Frühlingsfeste in allen Kulturen.

Und zu jeder Zeit wächst das passende Kraut. Jetzt, zu den Walpurgisfeierlichkeiten, können in den Wäldern wunderbar zarte Waldprinzessinnen entdeckt werden – die Waldsterne, die den Menschen helfen können, ihre Sterne auf die Erde zu holen – das heißt, den Träumen und Visionen des Frühjahrs Gestalt zu geben.

„Das Waldmeisterlein, übergieß es mit perlendem Wein,
dann schauen die Geister zum Fenster herein“

Waldmeister: Galium odoratum

„Odoratum“ – der Duftende ist herzstärkend, anregend, leberstärkend, leicht halluzinogen und schmerzstillend. Waldmeister macht ein frohes Herz, er ist wirksam bei Melancholie, stillt Schmerzen körperlicher und seelischer Natur und er duftet wunderbar.

Er wächst in lichten Wäldern und wird auch Herzensfreund, Maikraut oder Waldmandl genannt. Während des 2. Weltkriegs wurden in Deutschland ganze Säcke voller duftendem Waldmeister an die Front geschickt, um den Soldaten ihren Einsatz etwas zu erleichtern.
Das, was so wunderbar duftet, froh macht und Schmerzen stillt, ist Cumarin, das auch in Süßgräsern vorkommt und uns so tief einatmen lässt, wenn wir frisch getrocknetes Heu riechen.

Die Anwendung von Waldmeister ist sehr vielfältig:

  • Unters Bett und zwischen die Wäsche legen, unters Sofa streuen und im frühjahrsgeputzten Haus verteilen, dann zieht die Herzlichkeit wieder ein, denn griesgrämige Menschen werden vom Waldmeister vertrieben.
  • Als Tee und in Maibowle getrunken, als Räucherwerk und als Likör.
  • Getrockneter Waldmeister eignet sich hervorragend zum Rauchen und auch für „Schlafkissen“ (in ein Baumwoll- oder Leinensäckchen geben und auf das Kopfkissen legen).
  • Waldmeister regt die Durchblutung des Gehirns an, deshalb wirkt er euphorisierend, das kann aber auch zu Kopfweh führen, wie immer sollte der Gebrauch nicht übertrieben werden.
  • Waldmeister macht leichtsinnig: Leichter Sinn, es fallen einem dann die Streiche für die Walpurgisnacht ein.

Maibowle

Ein Büschel Waldmeister einige Stunden trocknen lassen – Waldmeister entwickelt erst, wenn er zu welken beginnt sein wunderbares Aroma – und dann in trockenen Weißwein legen.

Nach 2 bis 3 Stunden entweder mit Mineralwasser oder mit Sekt aufgießen und genießen – zum Wohl und guten Flug.

Flugelixier

Ein Schraubglas mit blühendem Waldmeister füllen, eine Handvoll Kandiszucker dazu geben und mit Weinbrand auffüllen.
Einen bis zwei Monate reifen lassen und dabei immer wieder schütteln.
Abseihen und in eine schöne Flasche füllen.
Dieses Elixier bringt den Frühling in den Winter und verleiht Flügel.

Lasst uns heftig lieben
Allen Unkenrufen zu Trotz lieben
Freuen und Hoffnung schöpfen

Autorin: Katharina Waibel
Fotos: Katharina Waibel (Vollmondritual) und Dagmar Steigenberger

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