Ich töne das Licht

Ich töne meine Aufregung
Ich töne die Dunkelheit
Ich töne die verstummten Kinder
Ich töne Mutter Erde
Ich töne den Krieg
Ich töne meine Wut
Ich töne das Grauenhafte
Ich töne meine Verzweiflung
Ich töne meine Angst
Ich töne den Geruch von frischen Tannenzweigen
Ich töne die Unversehrtheit
Ich töne meine Ohnmacht
Ich töne verlorene Töne
Ich töne meinen flachen Atem
Ich töne mein Warten
Ich töne mich unter eine warme Decke
Ich töne die Zeit
Ich töne die Höhle der Bärin
Ich töne ein kleines Feuer
Ich töne meine Tränen
Ich töne die Wärme
Ich töne die Kraft des Nordens
Ich töne frisch gebrühten Kaffee und Zimtgebäck
Ich töne die Geborgenheit
Ich töne mein Leben
Ich töne meine Liebe
Ich töne die Kraft der Töne
Ich töne

Ist das deine Medizin?

Die Schlange berührt mich, wie schon so oft, mit ihrer Zunge ganz sanft unterhalb von meinem Kinn. An dieser weichen Stelle. Sie zeigt mir ein kleines Knöchelchen, das genau dahinter liegt. Ich kann es mit zwei Fingern behutsam bewegen. Hufeisenförmig ist es, wie ein offenes Tor.

Ja. Tönen ist Medizin. Jeder Ton ist ein heiliger Raum. Die Schlange rollt sich wieder zusammen.

Ich töne das Gehaltensein
Ich töne das kleine freie Zungenbein-Knöchelchen
Ich töne meinen Klangraum
Ich töne meine Stimme
Ich töne das Geschenk
Ich töne das Licht
Ich töne einen goldenen Schutz für die Kinder

Autorin: Christine Kostritza
Schichtbild: Christine Kostritza, Annette Roemer, Devon White Pixabay

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