Die Vulva und das Meer

Auf der Suche nach Klarheit schlage ich meinen Donnermond. Die Pferdehaut schwingt in schnellem Rhythmus, galoppiert mit mir davon, trägt mich in die Dunkelheit.

Ich warte darauf Bilder zu sehen.

Aber irgendwie kommt da nix. Zu sehr bin ich in meinem Kopf gefangen.

Also steige ich aus meinem Kopf heraus. Aus der Mitte meiner Stirn wird ein kleines Ich geboren. Eine Miniatur meiner selbst. Ich schwebe heraus und höre Musik. Ich folge dieser Musik, meinem Körper entlang, immer tiefer hinunter. Über Nase und Mund, ein Sprung vom Kinn zwischen meine Brüste, den runden Bauch hinunter, in meinen Schoss. Aus meiner Vulva kommt ein heller Lichtschimmer. Sonnenaufgang. Daher kommt die Musik.

Ich tanze zwischen meinen Schamlippen hindurch, verschlinge mich. Und finde mich an einem Strand wieder. Leicht bekleidete, junge Frauen empfangen mich zärtlich, umarmen mich, küssen mich. Alles ist sehr erotisch. Sie geben mir das Gefühl, willkommen zu sein, geborgen zu sein, in einem geschützten Raum zu sein.
Wir wiegen uns zur Musik, während die Wellen immer wieder auf den Sand stossen, sich zurückziehen, zustossen.

Warum bin ich hier? Ich hab’ mit Sand, Strand und Meer eigentlich nix am Hut.

Da rauscht eine schaumige Welle heran und spült die Göttin höchstpersönlich an den Strand. Aphrodite. Göttin der Liebe, der Schönheit, der sinnlichen Begierden, der genussvollen Lust.
Sie steht vor mir, strahlend, mit einem wissenden Lächeln. Ich darf fragen, was ich wissen will.

Was ist denn nun mit diesem mysteriösen Mister, der mir total den Kopf verdreht hat, wie keiner mehr seit Jahren? Ich brauche Klarheit in meinen wallenden Emotionen.

Eine Geste von Aphrodite und eine weitere Welle überrollt den Strand, spült den Mann an. Das lange Haar offen, der Oberkörper nackt. So steht er vor mir, lächelt mich an. Ich lächle auch. Will in seine Arme fallen, ihn packen, mich an ihn pressen. Aber nein. Geht nicht. Ich komme nicht an ihn ran. Will er nicht?

Doch doch, er will schon. Aber nicht jetzt. Nicht so.
«Commitment», höre ich. Aha. Er braucht eine Bindung, eine Verbindlichkeit, eine Art Versprechen. Und schwups stehen wir wie Braut und Bräutigam bei einem altargleichen Felsen. Die Göttin vor uns, bereit uns zu verbinden.

Er lächelt immer noch. Ich? Ich fühle mich plötzlich nicht mehr so geborgen und frei und wohl. Will ich das? Verbindlich sein? Oder doch nur den Moment geniessen?

Er breitet seine Arme aus. Ich wage mich hinein, in eine vielversprechende Umarmung. Doch dabei bleibt es.

«Timing» ist das letzte, was ich höre. Dann rauscht das Meer heran, holt ihn sich zurück.

Ich stehe allein am Strand.
Das Bild verschwimmt.

Unbefriedigt kehre ich zurück. Scheinbar ohne Antworten.
Dafür mit neuen Fragen, die ich selbst klären muss.

Die Klarheit kommt erst beim Niederschreiben der Reise.

 

Autorin: Luciana Brusa
Schichtbild: Höhle am Meer von Kanenori auf Pixabay und die Spinnerinnen-Seife „Viva la Vulva» bald wieder bei uns erhältlich

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