Verstrickt und zugenäht

Sich dem Muster seiner Verstrickungen bewusst werden und diese auflösen mit „Cord Cutting“

In der Seelenschau, mit dem ganz eigenen Blick, lassen sich oft Dinge erkennen, die mit gewöhnlichem Auge nicht erkennbar sind. Zum Beispiel, wie Menschen auf die allerdenkbarsten Arten miteinander verstrickt, sozusagen verbandelt sind. Und durch diese Stricke fließt allerhand „Zeug“ hin und her. Eine wilde Mischung von Gefühlen, sodass keiner der Verbandelten mehr weiss, was wer jetzt wirklich fühlt und wem eigentlich diese Gefühle gehören.

Schuld, Scham, Verantwortung, Wut und Trauer wechseln schwuppdiwupp die Besitzer. Das ist fatal. Denn die Person, der das Gefühl gehört, könnte es wunderbar für sich nutzen. Zum Beispiel etwas unternehmen, etwas verändern, etwas verbessern oder mehr bei sich ankommen.

Die andere Person, die das Gefühl abnimmt, kann leider damit nichts anfangen, außer es ungewollt zu leben, ohne dass es etwas Sinnvolles bewirkt.
Zorn, der unangenehm wie eine Vulkaneruption sich über alles ergießt, Trauer, die überschwemmt, ohne Erleichterung zu bringen, Schwere, die nur lähmt und nicht in die Stille bringt, Scham ohne Grund und Schuld, die kein Vergeben kennt.
Die Person, der das Gefühl gehört, hat es nicht mehr und kann also auch nichts Konstruktives mehr daraus machen.

Verwirrend und gruselig, gell? – Ich weiß! Und das ist es auch! Tatsächlich lassen sich solche Verstrickungen sehr häufig beobachten. Gründe können sein, dass wir von klein auf gewohnt sind, Bedürfnisse von anderen zu erfüllen. Oder wir übernehmen Verantwortung für Emotionen von anderen und nehmen uns selbst dadurch mehr und mehr zurück.
Um selbst aber nicht ganz leer zu werden, holt man sich die Energie wiederum von jemand anderem. So werden viele von uns immer leerer und immer mehr von sich selbst entfremdet.

Im Schamanismus gibt es Methoden, um solche unheilvolle Verstrickungen zu lösen. Zum Beispiel das „Cord Cutting“. Dabei werden diese Verstrickungen nachhaltig gelöst, und im Idealfall wird auch bewusst gemacht, wie es zu diesen Verstrickungen gekommen ist.

Die Geistige Nabelschnur

Ein anderes Thema sind die längst nicht mehr benötigten geistigen Nabelschnüre zu den Eltern, die auch ganz eigene, unfrei machende Auswirkungen auf das Leben der erwachsenen Kinder und der Eltern haben.
Dadurch, dass uns die Initiierungen ins Erwachsenenleben fehlen, das bewusste Abnabeln von den Eltern, bleiben diese Schnüre von der Geburt bis zum Tod und manchmal auch darüber hinaus bestehen. Die erwachsenen Kinder schaffen es dann nicht, sich wirklich um das eigene Leben zu kümmern. Und die Eltern der erwachsenen Kinder schaffen die vollständige Rollenveränderung nicht, die Entwicklung von fürsorgenden Eltern zu Eltern, die hinter ihren eigenverantwortlichen Kindern stehen, während ihre Töchter und Söhne unbeschwert ihrer eigenen Wege gehen.

Viel Unfreies ist in unserer Art, wie wir das Miteinander der Generationen leben und gerade dieser Aspekt bringt oft viel Streit, Unklares, Verwaschenes und Schwächendes in unsere Beziehungen. Ein schönes Ritual besteht darin, den „Cord Cutting“ zwischen Eltern und den erwachsen gewordenen Kindern als Zeremonie gemeinsam zu begehen. Das rituelle Durchschneiden der geistigen Nabelschnur, das Segnen der Wege der Kinder und der bewusste Akt der Eltern, hinter ihre Kinder zu treten.
Als Eltern schenkst du jetzt restlos das Leben deinen Kindern. Sie dürfen es jetzt ganz in ihrer eigenen Weise gehen. Dieser rituelle Akt ist etwas ausgesprochen Kostbares für Kind und Eltern.

Autorin: Karin Raffeiner
Schichtbild: Annette Roemer, damselfly auf Pixabay

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