Der Löwenzahn ist der bessere Osterhase
Frühlings-Tagundnachtgleiche, Ostara und das Weltenei
Wenn ich hinausblicke in den Garten, sehe ich die Vorboten des Frühlings, die mir ihre Blütenköpfe frech entgegenrecken. Der Löwenzahn, mein liebstes Gewächs, ist wieder da mit seiner leuchtend gelben Blüte, die mich an die wärmende Sonne erinnert, an Licht und Kraft in einer Zeit der Erneuerung, nicht nur in der Natur, sondern auch für uns Menschen.
Sun Bear spricht vom „Mond der Knospenden Bäume“ (21. März bis 19. April), das ist der erste Mond von Wabun, dem Hüter des Geistes im Osten:
„Das mineralische Totem für den Mond der Knospenden Bäume ist der Feueropal, die Pflanze der Löwenzahn und das Tier der rotschwänzige Habicht. Die Farbe ist das Gelb des Löwenzahns.“
Feueropal, Löwenzahn, Habicht. – Licht, Wärme, Wachstum. Die Natur erwacht zu neuem Leben und auch wir Menschen. Kein Wunder, schliesslich sind auch wir Teil der Natur. Kein Wunder auch, dass diese Zeit schon immer mit Mythen um Tod und dessen Überwindung durch Auferstehung verbunden war. Ist Auferstehung nicht einfach ein anderes Wort für Neubeginn? Jeden Frühling gibt es eine neue Chance einen Neuanfang. Geniale Idee von Mutter Erde.
Geschichten quellen aus den Köpfen, nach den langen dunklen Winternächten. Es gibt unzählige Legenden über das Werden. Die Ägypter feierten das Amun-Re-Fest zu Ehren des Sonnengottes Amun-Re. Dieser galt als Lebensspender allen Seins, als Gott der Fruchtbarkeit in Widdergestalt. Aber wem hat er seine Existenz zu verdanken? Es heisst, er sei aus einem Ei geschlüpft, das er selbst zuvor erschaffen hatte. – Oberschräg!
In der finnischen Mythologie schildert die Schöpfunggeschichte, wie die Welt aus dem Ei einer Tauchente entsteht. Die Tauchente legte das Ei in den Schoss der Göttin Ilmata und so begann die wundersame Verwandlung:
«Die untere Hälfte verwandelte sich und wurde zur Erde, und die obere Hälfte verwandelte sich und wurde zum Himmel. Aus dem Dotter wurde die Sonne … und aus dem Weiss wurde der Mond.»
Solche Schöpfungsmythen, in denen das Weltenei eine Rolle spielt, finden sich vielerorts: Das Universum oder ein Urwesen schlüpft aus dem Ei und beginnt zu existieren. Schön finde ich die Legende der Grossen Göttin, die das Weltenei gebar. Zwischen ihren Brüsten hielt sie es warm und liess es reifen, hunderte oder tausende von Jahren, um es dann behutsam ins grosse Dunkel zu legen. Dort öffnete sich die Schale und gab ihren Inhalt frei: unsere Erde mit allen Lebewesen, mit Wasser und Pflanzen. Und der Eidotter wurde zur Sonne. Die Finnen lassen grüssen…
Auch das Osterei kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Es galt schon immer als Symbol der Wiedergeburt. In Osteuropa wurde es rot gefärbt – in der Farbe des Lebens – und vielerorts auf die Gräber gelegt. Dass Mädchen, die zu Ostara ihre erste Monatsblutung hatten, verehrt wurden und dieses Blut als heilig galt, will mir nicht in den Kopf. Was ist an der ersten Periode heiliger als an der letzten?…
Frühling, Tagundnachtgleiche, Ostern, Eier, Ostara, Schöpfung – gehört irgendwie alles in den gleichen Topf! Häufig wird Ostara mit Ostern gleichgesetzt. Ostara ist eigentlich kein Fest, sondern der Name einer germanischen Frühlingsgöttin. Allerdings beruht der Name Ostara auf Annahmen, die teilweise umstritten sind. Eine solche Annahme besagt, dass die Silben Os und tara folgende Bedeutungen haben: Os ist Mund/Schoss/Erde/Geburt/Entstehung und tar bedeutet zeugen. Ostara steht in dieser Interpretation also für Erd-Zeugung. – Aha, also doch!
Aber auch das Wort Osten lässt sich auf Os zurückführen. Im Osten geht die Sonne auf, hier wird das Licht geboren.
Wie auch immer: Wir landen stets beim Bild des Beginns, beim Anfang von Sein und Werden. Und wir halten das Ei in der Hand und staunen, wenn wir diese vollkommene Form anschauen und sie fühlen. Es ist perfekt, ohne Ecken und Kanten (eigentlich schade…), scheinbar zerbrechlich und doch stark, das Symbol für Fruchtbarkeit und Leben.
Und was hat das alles mit dem Löwenzahn zu tun? Im Mond der Knospenden Bäume, so wie Sun Bear es beschreibt, bieten sich uns Möglichkeiten, die wir beim Schopf packen sollten:
„Der Löwenzahn kann den Menschen zeigen, wie vorteilhaft es ist, sowohl Wurzeln zu schlagen als auch zu fliegen. Der Rote Habicht kann vermitteln, wie schön es ist, frei zu sein und weit und scharf zu sehen. Der Mond der Knospenden Bäume wird dich mit Energie, Intensität, Wandlungsfähigkeit, Furchtlosigkeit und Optimismus vertraut machen.“
Wenn das mal keine guten Nachrichten sind!…
Text und Foto: Annette Roemer
Dir gefällt was wir machen… dann bring uns ins Netz. Danke
Danke liebe Annette!
So starke Inspirationen! Ich gehe gleich in die Natur und denke an Dich.
Liebe Susan
Ach, wie gerne würde ich mit dir über LöwenZahnFelder schlendern…
Sun Bear hätte seine Freude daran. Grüssli zu dir