Kein anderer Duft hat für mich eine so helle und dunkle Seite – wie der Kakaoextrakt. Verbunden mit Seelenwelten, die so tief gehen, so viel Freude und Schöpferkraft geben und der mich auf der anderen Seite in die Dunkelwelt entführt, dahin, wo meine inneren Dämonen lauern.
Kakao – solch eine Verehrung seit Jahrhunderten, die schamanischen Tiefen der indigenen Völker erfahren, ein Traum in Duft und Geschmack, der uns in die Göttlichkeit erhebt, Herzen öffnet, tiefen inneren Frieden finden lässt, mit der Natur oder Mutter Erde verbindet, berauscht – das könnte so auch als Werbetext für eine Kakao-Zeremonie dienen.
Nur, ist das nicht ein kleines bisschen anmaßend und überheblich?
Verbundenheit mit der Natur und Kakao, das ist etwas, das sich komplett ausschließt. Kakao wird auf Plantagen angebaut, seit es die indigenen Völker gibt und die werden für die Bohnen ausgebeutet. Kinderarbeit ist bis heute kein Problem und immer steht die Raff- und Habgier vor dem Schokoladengenuss.
Kakaobohnen waren das Geschenk der Götter – nicht an die Menschen, sondern an den gottgleichen Herrscher, der sich durch den schamanisch rituell gebrauten Trank mit seinesgleichen verbinden konnte. Für den Rest der indigenen Völker waren die Kakaobohnen Zahlungsmittel – also Geld, das auf Pflanzen wächst.
Im Aztekenreich war alles gut durchorganisiert, vom Schulsystem, der öffentlichen Ordnung bis zu einem Steuern- und Währungssystem. Mit einem nach Wert gestaffelten Zahlungssystem konnte man mit Kakaobohnen, Vanilleschoten und Tonkabohnen Arbeitslohn erhalten und seinen Lebensunterhalt bestreiten. Der Preis für einen Sklaven lag bei 100 Kakaobohnen, das wissen wir aus den schriftlich festgehaltenen Unterlagen der aztekischen Steuereintreiber.
Zum Untergang des Aztekenreiches kam es, weil sich viele indigenen Völker mit den Spaniern verbanden. Sie fanden, die Azteken seien zu raff- und habgierig geworden. Na, da hatten sie ja die Spanier vollkommen unterschätzt, denn zu den Kolonialzeiten Spaniens ging es mit der Ausbeutung der indigenen Völker ja erst richtig los. Der Kakao dagegen etablierte sich bei den Herrschenden, Mächtigen und Elitären in Europa. Die Raff-, Habgier und Ausbeutung für den Kakao ist bis heute geblieben.
Annette von den Spinnerinnen hat im Gespräch mit mir einen sehr interessanten Kakao-Aspekt reingebracht – es ist der Blutzoll. Den kennt ihr vom Drachenblut, nur in einem komplett anderen Kontext. Es ist das verursachte Leid von Generationen an Menschen der indigenen Völker, auch versklavten und nach Mexiko verschifften Menschen aus anderen Ländern, das hier unterschwellig und energetisch nicht geheilt mitschwingt. Nehmt diesen Aspekt mit in euren Schokoladengenuss, um etwas Heilung im energetischen Feld zu bewirken und achtet auf einen fairen Einkauf der Bohnen.
Kakao verführt uns – keine Frage, nur was macht der Spirit mit uns?
Wir verbinden ihn immer mit Seelenwärme und Wohlbefinden, dabei verführt er uns zu Gedankenlosigkeit, spielt mit unserer Sorglosig- und Harmoniesüchtigkeit, wo wir Trost und Geborgenheit finden mit unseren seelischen Verletzungen. Unsere Herzen öffnen sich, wir können zumindest für einen kleinen Augenblick Glückseligkeit erfahren. Dann schließt sich das Tor wieder.
Öffnen wir das Tor bewusst, werden wir mit seiner dunklen Seite konfrontiert. Der Schatten konfrontiert uns direkt und ohne Umwege mit unserer eigenen raff- und habgierigen Seite. Ja, die ist tatsächlich in jedem von uns. Nur denkt hier jeder an etwas anderes. Die inneren Dämonen haben kein Problem damit, andere Menschen zu mobben, zu übervorteilen, auszunutzen oder dir das Thema auf der anderen Seite des Ausgenutztwerdens so direkt reinzudrücken oder den Wunsch nach etwas Materiellem noch zu verstärken. Jeder Mensch wird hier mit seiner persönlichen Habgier konfrontiert.
Wie bereit bist du zu gehen für das, was du erreichen möchtest?
Das ist Kakao. Er stellt dir diese Frage ganz bewusst. Dann doch lieber Glückseligkeit und Harmonie, oder? Lieber wegsehen, als sich diesem Aspekt zu stellen.
Kakao verurteilt dich nicht, er bringt dich nur in Resonanz mit dem Thema Verantwortung in deinem Leben und in deinen Taten. Dem Pflanzenspirit ist es vollkommen egal, ob du andere Menschen ausbeutest oder übervorteilst für deine Ziele. Er schert sich nicht darum, ob du gute oder schlechte Angewohnheiten hast oder ob du Opfer von Misshandlung oder Ausbeutung wurdest, ob du seelisch verletzt bist. Er bestärkt dich in alle Richtungen und gibt dir das Gefühl, dass alles okay ist, was du tust. Oder er spendet dir Trost, Gelassenheit, Seelenwärme – was immer du gerade benötigst. Deswegen ist der Kakaospirit so erfolgreich.
Es liegt in deiner Verantwortung, dich ehrlich deiner habgierigen Seite zu stellen und dich zu hinterfragen. Nur dann kannst du diesen Aspekt integrieren und dich aus diesem Schatten erheben.
Das Währungssystem der Azteken – Kakaobohnen, Vanilleschoten und Tonkabohnen – das bis heute so viel Leid, Ausbeutung und Blutzoll an Menschen verursacht, sind gleichzeitig die Düfte, die wir mit Harmonie, Geborgenheit und dem Urvertrauen, dass alles wieder gut wird, verbinden.
Autorin: Gabriela Stark
Foto: 5671698 auf Pixabay
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Starker Text! Ich bin froh, dass es bei den Spinnerinnen möglich ist, solche Dinge kritisch zu hinterfragen, die in der Esoterik-Szene gerade stark in Mode sind. Und ich bin froh über Autorinnen wie Gabriela, die sowohl mit einem wachen Verstand als auch mit viel Gespür schreiben.
Spiritualität wirkt!
Ein wunderbarer Beitrag, der dazu aufruft, bewusster mit der Welt der Spiritualität umzugehen.
Was kaum gesagt wird, ist, dass Spirits amoralisch sind.
Und das schilderst du hier so plastisch: Es ist nicht der Job des Cacaos, darauf zu achten, bei wem was geöffnet und hergeholt wird.
Er wirkt einfach…
Mit dem, was er bewirkt, muss eben Mensch weiterarbeiten. Dazu muss er aber entweder gut begleitet sein oder selbst in der Lage sein, sich dem zu stellen.
Im weiten Feld der grassierenden Cacao Zeremonien sind diese aber in der Minderheit.
Ich finde es wichtig, dass wir uns international wieder an spirituelles Wissen erinnern lassen, dass wir einen Austausch pflegen und damit vielleicht auch bei uns wieder Verschüttetes hochholen können, jedoch darf das nicht ein unwissendes Kopieren sein.
Das schädigt alle: wertvolle Zeremonien werden durch diesen inflationär verwässerten und achtlosen Gebrauch entweiht.
Durch die unkundige Anwendung kommt direkt Schaden ins Feld und der Ausbeutung auf geistiger und materieller Ebene wird noch mehr Tür und Tor geöffnet.
Die Cacao-Zeremonien sind nur ein Beispiel von vielen!
Danke liebe Gabriela, für diesen Beitrag!
Herzlich
Karin Raffeiner
Hallo Gabriela, deine Worte und deine Sicht auf die Dinge, die sich so bedenkenlos feiern lassen, ist mutig und so klar. Wir brauchen unbedingt die Verbindung zu den Kulturen und ihrem Blutzoll. Ich danke Dir.
Toll!
Genauso erlebe ich Kakao. Ich gebe selber Kakaorituale und es ist so wichtig, diese wunderbare Pflanzen einzubetten in ein Feld, das weit über den Kreis hinausgeht, der sich trifft. Es braucht eine Erdung mit der Erde, auf der wir gerade sitzen in Verbindung mit der Erde, auf der die Kakaopflanze gedeiht. Ein Schweben in einem Sternen- oder einem Liebesraum, der nicht authentisch ist, bricht alles auf und kotzt dir direkt vor die Füße und das passiert auch körperlich, habe ich erlebt und andere. Die Kakao Deva geht tief und benötigt einen reinen Körper als Gefäß und Zeit um sich zu integrieren.
Dieses “FAST FOOD” Kakao trinken ist echt gefährlich, vor allem bereiten diesen Kakao oft unerfahrene Helfer:innen vor, da muss man echt aufpassen… von der Samensetzung, Pflanzen hüten, ernten, handeln, zubereiten, trinken, integrieren und nachspüren, braucht es einen bewussten und achtsamen Umgang…. ansonsten lieber die Finger davon lassen.
und auch mich lehrt die Kakaopflanze immer bewusster und achtsamer damit umzugehen. und vor allem noch klarer zu kommunizieren an alle, die zu meinen Ritualen kommen.
Danke für diese klaren Worte!