Pink und die lustvolle Verwirrung

Nun, am allerliebsten hätte sie gerne so richtig rattenscharfe Dessous.

Rot mit etwas Spitze vielleicht oder tiefstes Schwarz, umhüllt von einem atemlosen Nichts. Dazu Kerzenschein und Musik mit einer rauchig-tiefen Männerstimme. Halterlose Strümpfe – hauchzart. Eine Ouvertüre an die Lust.

Oder lieber Nachtblau – samtenes Nachtblau! Geheimnisvoll. Ein einziges Versprechen an die Sterne der Nacht. Und wie wäre es mit einem frechen Pink? Heiter, frei und ungezügelt. Oh la la – Lampenfieber-Prickeln.

Am liebsten von Allem etwas. Ein errötender Wunschzettel. Ganz wunderbar.

Sie träumt sich hinein in romantische Liebesgeschichten, mit ihr in der Hauptrolle. Erkannt will sie werden, ausgewählt unter Vielen.

Nun, es steht ihr auch zu. Sie hat viel investiert und sich nicht gescheut, ihr Leben umzukrempeln. Nein, sie kam nicht makellos auf die Welt, ganz und gar nicht. Doch jetzt steht sie mit beiden Beinen auf dem Boden, vertritt eine klare Meinung, kennt ihre Grenzen, durchleuchtet Freiheitsliebe und Undogmatisches und befindet sich meist knapp bei der Wahrheit. Ganz knapp.

Verwirrt hält sie inne – und wie kam sie nochmal auf Dessous?

Ist das nicht etwas für patriarchal angehauchte Weibchen? Verräterinnen im feministischen Outfit? Oder was?

Etwa Feministinnen in scharfen Dessous?

Geht das überhaupt? Könnte da mal bitte jemand Ordnung schaffen? Ich habe doch nicht nächtelang diskutiert, Göttinnen getöpfert, Ahninnen erforscht, überholte Abhängigkeiten und Selbstwertzweifel in lodernden Feuern transformiert, Räucheranleitungen auswendig gelernt – ebenso wie den Jahreskreis, nur um jetzt nicht zu wissen, ob Dessous noch in mein Weltbild passen?

Jetzt ist die Verwirrung komplett. Denken klappt nicht. Einfach ruhig atmen erst recht nicht. Hätte sie doch nur nicht …

Darauf hat das freche Pink gewartet. Es stöckelt keck und äußerst selbstbewusst mittenhinein in das Wunschzettel-Gedanken-Kuddelmuddel. Mitten hinein in die Anarchie der Überzeugungen. Und mitten hinein in angestaubte Wünsche von herzhaften Weibsbildern.

Und dann? Pinke Unordnung vom Feinsten!

Wildrauchiges Gelächter erfüllt die ganze Nacht.    

Autorin: Christine Kostritza
Schichtbild: Annette Roemer, Philip Stauts Pixabay, Keitma AdobeStock

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Michèle

    Was für ein tollerText, liebe Christine!
    Auf ein „Lasst uns unsere facettenreichen Seiten ausleben“!
    Freudvoller Herzensgruss Michèle