
Es ist die heiligste Nacht des Lichts, wenn die Sonne am längsten verweilt und ihr goldener Blick nicht weichen will. Die Sommersonnenwende – ein uraltes Fest, an dem das Licht über die Dunkelheit triumphiert.
Die Große Göttin, Herrin des Lebensrades, trägt nun das neue Sonnenkind im Schoß, das zum Julfest wiedergeboren wird. In diesem Moment, in dieser Nacht aber herrscht ihre ganze Kraft: als strahlende Himmelskönigin, als Mutter aller Dinge, als die, die Leben nährt und Wandel willkommen heißt. Jetzt ist die HochZeit der Natur – ihre Blüte, ihr Höhepunkt, ihr leuchtendes Herz.
Am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand – und doch beginnt ihr erster Rückzug. Gerade im strahlendsten Licht liegt der erste Schatten. In dieser Spannung lebt der Zauber dieses Tages: ein Fest des Triumphs, durchzogen vom stillen Wissen um den ewigen Kreislauf.
In alten Zeiten feierten die Kelten und Germanen diese Schwelle als „Alban Hefin/Litha“. Große Feuer wurden entfacht, brennende Sonnenräder rollten über die Hügel – Sinnbilder für den Kreislauf von Geburt, Höhepunkt und Vergehen.
Mit Sonnenuntergang beginnt das Fest.
Man tanzt ums Feuer, springt durch die Glut, um sich zu reinigen und zu segnen.
Heilkräftige Kräuter – Beifuß, Johanniskraut, Eiche und Fichte – werden für Glück, Gesundheit und ertragreiche Ernte ins Feuer geworfen. In ihrem Rauch steigen Gebete auf. Die Pflanzen, zur Sonnenwende gesammelt, sollen besonders wirksam sein und dienen uns in der Dunklen Jahreszeit unter anderem als Schutz.
Liebespaare, die gemeinsam übers Feuer springen, binden ihr Schicksal. Später wurde dieses heilige Fest zur Johannisnacht umgedeutet – doch sein Herz blieb heidnisch.
Die Nacht ist durchwoben von Magie, Feen tanzen auf den Wiesen, Elfen flüstern in den Wind. Träume gelten als seherisch, und wer Tautropfen im Morgengrauen sammelt, bewahrt einen Tropfen der Schönheit in sich. Man lauscht dem Wald, den Worten der Götter, denn sie sprechen stets in Wind und Blätterrauschen.
Doch die Sommersonnenwende ist mehr als Brauch – sie ist ein Fest des inneren Feuers. Eine Einladung, innezuhalten:
Was trägt Frucht in deinem Leben? Was darf wachsen? Was will gehen?
Vielleicht zünden wir heute nur eine Kerze an.
Vielleicht gehen wir barfuß durchs Gras, still dankbar, während die Sonne langsam sinkt.
Doch das uralte Wissen lebt:
„Alles ist verbunden – Licht und Schatten, Werden und Vergehen. Und in der Mitte: du.“
Möge dein Weg lichtvoll sein – und deine Sommersonnenwende voller Zauber, Wärme und tiefer Verbindung.
Gesegnete Sommersonnenwende – möge dein inneres Licht hell und frei leuchten.
“So singen wir Lieder für Sonne und Stein – für das, was vergeht und das, was soll sein …”
Autorin: Alexandra Bürkle
Bild: Jozef Klopacka von 123rf.com
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