Speise der Göttin Helle

Stinkende Nieswurz «Helleborus foetidus»

Diese Pflanze gehört definitiv zu meinen Lieblingspflanzen… sie strahlt so vieles aus! Alleine, dass sie im Winter blüht… im Schnee… stolz… kräftig… gegen alle Regeln.

Ihre Blüten sind eigentlich Blätter. Und in der „Blüte“ bietet sie tatsächlich Insekten ein paar Grad mehr Wärme als in der Umgebungstemperatur. Sie wächst auch gerne (vielleicht ausschließlich?) auf Reizstreifen. Ein weiterer Grund, der sie interessant macht.

Bei uns sind 3 Arten von Helleborus heimisch: die hier beschriebene Stinkende Nieswurz, die Grüne Nieswurz sowie die Christrose. Auf Grund vieler verschiedener Giftstoffe in allen Teilen der Pflanze, wie z.B. Herzglykoside (Hellebrin), Steroidsaponine (Helleborin) sowie verschiedene Alkoloide, hat sie starke Wirkungen auf den Organismus.

Der bekannte Autor Christian Rätsch hält es für möglich, dass sich das Wort helleborus auf helle bora „Speise der Göttin Helle“ zurückführen lässt.

In der Antike wurde die Nieswurz immer wieder als Räucherung gegen den Wahnsinn verwendet. Entsprechende Beschreibungen finden sich in mehreren Texten.

So heilte der Arzt und Seher Melampus die drei Töchter von König Proitos. Diese waren vom Wahnsinn befallen (sie hielten sich für Kühe) und hatten mit ihrer Raserei auch andere Frauen angesteckt. Auch den altgriechischen Helden Herakles, der durch die rachsüchtige Göttin Hera dem „mörderischen Wahnsinn“ verfallen war, konnte von Melampus geheilt werden.

Grüne Nieswurz wird noch heute bei Psychosen eingesetzt. Anscheinend wurde sie auch – wie Digitalis – als herzstärkendes Mittel verwendet.

Doch bitte, bitte ACHTUNG: Die Pflanze ist hoch giftig und sollte auf keinen Fall verwendet werden!!! Selbst bei äusserlicher Anwendung berichten Autoren von starken Vergiftungen bereits durch Auflegen einer einzelnen Blüte auf eine Wunde!

Der Buchautor Wolf-Dieter Storl nennt sie in einem seiner Bücher eine „Wolfspflanze“, da sie so gefährlich sei wie ein Wolf. Die Germanen vergifteten mit getränkten Nieswurz-Ködern Wölfe und Füchse.

Die Kelten tränkten mit dem Wurzelsaft der stinkenden Nieswurz ihre Pfeile und gingen auf die Jagd. Der Hirsch (bzw. das Wild) erlag dann dem Gift, falls nicht bereits der Pfeil tödlich war.

Es gäbe noch einiges über diese Pflanze zu erzählen. Zum Beispiel warum sie eine Dämonenaustreiberin war und woher ihr Name kommt. Der Platz hier ist jedoch begrenzt. Gerne nehme ich dich mit zur Helleborus bei meinen Wanderungen/Seminaren/Workshops.

Text: Karin Himmelreich-Rades
Fotos: Annette Roemer

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Elisabeth Wettstein

    Jaaa, die Nieswurz, sie blüht in allen Ecken in meinem Garten – immer wieder von neuer Schneedecke bedeckt und ein paar Sonnenstunden später erfreuen mich ihre unversehrten stolzen Blüten von Neuem!!