Schlammtauchen für Fortgeschrittene

Grad kam mir das Bild von aufgewirbeltem Schlamm am Grunde eines friedlichen Sees. Genauso sehen meine Emotionen diesbezüglich aus. Da war nur der Stein, der in den See gefallen ist oder der achtlose Schwanzschlag eines Fisches, der sich in diese ruhige Ecke des Sees verirrt hat. Ich denke nicht, dass es darum geht den Schlamm wieder abzutragen.

Es ist ok, wie es ist.
Ich habe da so viel aufgearbeitet. Schlammaufwirbeleien gibt es immer mal wieder. Das ist das Leben.
Gerade jetzt geht es eher darum zu gucken was jetzt ist.
Was ist jetzt?
Was tu ich jetzt?
Wo stehe ich jetzt?

Die Tatsache, dass der Schlamm mir so schnell die Sicht nehmen konnte, spricht aber dafür, dass ich mich gerade zu nahe daran befunden habe.

Wie komme ich also aus der Schlammwirbelzone raus? Auf eine Luftmatratze oder an das Ufer, mit einem Cocktail und einer Schlammmaske. Distanz. Aus dem Wirbel in die Entspannung.

Nicht jedes Wirbeln bedarf einer Analyse. Nicht jedes Wirbeln bedeutet mangelnde Heilung. Das Leben wirbelt und wirbeln und legt sich wieder.

Vielleicht könnte ich ein paar Seerosen pflanzen.

Ich versuche gerade, mir einen schlammlosen Seelensee vorzustellen. Steril wäre es. Tot. Ich will ihn nicht abtragen. Ich weiß was darunter liegt. Es ist ok. Ich war lang genug Schlammtaucherin. Rausgeholt, abgespült, untersucht, seziert, analysiert, zerlegt. Stück für Stück. Archäologische Seelenschlammtaucherin. Ich weiß was da liegt. Es ist ok.

Ich will jetzt durch den See schwimmen, mit großen starken Zügen, klare Luft atmen; wissend, akzeptierend über den Schlamm hinweg.

Autorin und Sprecherin: Lina Engler
Foto: Bernd Hildebrandt auf Pixabay

Schlammtauchen für Fortgeschrittene … zum anhören

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Tamara

    Liebe Lina

    Das hast du soooo schön beschrieben!
    Ich liebe deine Seelenbilder-Bilder.

    Drück dich, Tamara