Mantel der Gelöbnisse

Gestern machten wir eine Exkursion zu einem Platz, an dem seit Urgedenken ein archaisches Ritual durchgeführt wird, das Scheibenschlagen. Dabei wird die sogenannte „Hex“ verbrannt – als Symbol, dass Altes geht und Neues kommen darf – sagen wir‘s mal so! Zu Beginn der Fastenzeit – zum Ende des närrischen Treibens! Dieses Jahr ist der Anlass aufgrund hoher Trockenheit ausgefallen.

Das für mich Beklemmende ist, dass an diesem Ritual Frauen nicht zugelassen waren und sind! Wie bei vielen alten archaischen Bräuchen und Faschingsumzügen im Alpenraum.
Wir Frauen waren oben, haben hingespürt und uns reinversetzt in die graue Vorzeit. Da erinnerte ich mich an SIE – jene, die sich traut, den Mantel abzulegen, gegen Verbote zu rebellieren und so oft die Konsequenzen tragen musste.

… und sie entledigte sich ihres Mantels – schwer hat sie an ihm getragen – sie war keine Schönheit – keine klassische Schönheit – Male im Gesicht und am Körper trug sie – oft hörte sie in der Schule, Kirche, daheim – sei fleißig – sei redlich, sei brav und tugendhaft, damit du mal einen guten, gottesfürchtigen Mann bekommst … SCHWER trug sie an diesem Mantel der Gelöbnisse, der Dogmen, der Verbote, Gebote und auferlegten Bürden …

und dann – als das Maß voll war mit all’ diesen Verlogenheiten – dem Unechten, Hinterhältigen – legte sie ihn ab, sinnbildlich für sich und all ihre weiblichen Ahninnen, ihre VorVorderen, die auch schon schwer an der Bürde der guten, braven, Hausfrau und Mutter trugen! Sie legte ihn ab und entschwand. Jung war sie, sie entschwand aus der Enge und der seelischen Einsamkeit – sie griff ihre Krone und ihre gelben HühnerFedern, die mal ihr Markenzeichen werden sollten, und machte sich auf, allein, denn noch einsamer konnte sie nicht werden. Auf über den See – das Meer – den Ozean – in die GlitzerWelt. – Sie wollte FREI sein, LACHEN, LIEBEN, geliebt werden, so wie SIE war mit den Malen im Gesicht, am Körper und in ihrem Herzen und ihrer Seele …

DOCH sie wußte – in ihr ruht so viel Liebe, so viel Glückseligkeit –

SIE ist die KÖNIGIN in IHREM REICH

Nie wieder wird ihr das jemand streitig machen.

Sie legte ab den schweren Mantel des Schweigens, der Traurigkeit, der Sprachlosigkeit, den sie lang lang getragen hat, mitgetragen hat und sie zeigte sich – in VOLLER PRACHT, in ihrer BESONDEREN SCHÖNHEIT und all ihren Besonderheiten – in der GlitzerWelt – ihrer Welt – ihrer NEUEN Welt – die ihrer INNEREN WELT so sehr ähnelte …

Und … sie legte ab den schweren Mantel mit all den Geboten, Verboten, Bürden, Verlogenheiten – und ohne es zu WISSEN, leistete sie HeilArbeit – Heilung – an all ihren Ahninnen …

Wenn WIR unsere WUNDEN heilen, heilen wir die WUNDEN unser MütterMütterMütterMütter und somit auch die der GroßenMutter, MutterGöttin, Mutter Erde.

Legen wir unseren schweren Mantel des Schweigens, des Verrats, des Gegeneinanders ab und zeigen uns mit ALLEM in LIEBE.

©️freiSchnauze SüsüS LifetimeStories

Autorin, Kunst und Fotos: Susanna Amberger
Der Mantel ist aus einem Gebetsbuch gefertigt

https://www.vinschgau.net/de/prad-am-stilfserjoch/kultur-kunst/tradition-brauchtum/scheibenschlagen.html

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Christine Kostritza

    Liebe Susanna, deine breithüftige Rebellin mit ihren orangen Hasren und den gelben Federn ist herrlich. Der Mut sich den Mantel des Selbstverrates anzuschauen und sich seiner dann auch noch zu entledigen, ist Heilarbeit. Ich danke Dir für diese Geschichte.
    Herzlicher Gruß Christine💛

    1. Susanna

      Vielen lieben Dank dir – für dein Hinfühlen und dein Mitteilen – Danke