Element Luft

Liebeserklärung an die Luft

Im Frühling ist die Luft voll von Liebe, Revierkampf und allem, was uns zweigeschlechtliche Wesen zueinander treibt. Doch gerade dürfen wir nur bedingt davon kosten. Na, dann schreiben wir wenigstens darüber!

Du tust, als gäbe es dich nicht. Als wärst du Luft für uns. Das bist du ja auch: Luft.

Wir sehen durch dich hindurch. Klingt nicht sehr charmant. Doch etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Die wenigen Male, die du sichtbar wirst, bist du mal wolkenweiß, mal blütenpollengelb … Wie ein Chameleon nimmst du das Gesicht derer an, die du transportierst.

Du selbst bleibst unsichtbar, ungreifbar, unhörbar. Nicht mal riechen können wir dich!

Denn das, was du bis in unsere Nasen hinein transportierst, egal ob wir wollen oder nicht, das bist nicht du selbst. Das sind im besten Fall Duftstoffe, so wie sie die Blüten im Frühling produzieren, oder wie sie der Wald an schwülen Tagen ausdampft. Und im schlechtesten Fall … naja, schweigen wir davon.

Denn das, was wir reden, trägst du nämlich ebenso flugs durch die Welt wie das, was wir riechen. Angenehmes ebenso wie das, was uns stinkt. Da bist du völlig wertfrei. Ohne irgendeinen Standpunkt einzunehmen, waberst du so herum in der Welt, windest dich durch sämtliche Ritzen, hinein und wieder hinaus. 

Wer bist du denn nun? Bist du überhaupt irgendwas?

Du bist die Botin. Für alles Sichtbare und Hörbare und Riechbare in dieser Welt.

Für Liebesgezwitscher genauso wie für Alarmrufe, Revierkampf und Wutgebrüll, für Düfte genauso wie für Gestank. Manchmal machen deine Botschaften auch krank, ja. Aber selbst das könnte uns was zu sagen zu haben. Wir sollten besser auf dich achtgeben: auf das, was wir dir mitgeben an Botschaften, an Müll. Denn du gibst großzügig alles zurück. An alle. Und alle brauchen dich! Wir können nicht anders als dich atmen!

Auf dem Mond gibt es keine Atmosphäre. Keine Töne. Keinen Geruch. Kein Himmelsblau. Nichts, nur sternenklare Schwärze. Stille. Ohne dich, das wäre der Tod.

Text und Bilder: Dagmar Steigenberger

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Christine Kostritza

    Hallo luftiges Naturweib,
    Bei deinem Text sind mir plötzlich einige Sprüche eingefallen, mir denen wir eine Atmosphäre beschreiben.
    “ Es liegt was in der Luft … die Luft ist raus … dicke Luft … “
    Du schaffst den Raum für Leichtigkeit, für Begegnungen in kleinsten Ritzen und den Zauber und die Kraft der Windbotschaften .
    Ich danke dir für das Luftige- Christine K.

  2. Elisabeth

    Liebe Dagmar
    Schön, so eine verspielte Würdigung eines omnipräsenten und oft übersehenen Elements. Hat mich zum Nachdenken angeregt, was sie so alles mit sich trägt.
    So richtig wahrnehmen tue ich sie nämlich auch immer erst wenn sie sich bewegt, so wie gestern, und meine Blumentöpfe umschmeisst. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!