... und das Glühen im Stein
Ein Sage des Westens
Laurin trägt die Energie des verwundeten Männlichen.
Er liebte die Schönheit so sehr, dass er sie besitzen wollte. Er trennte sie vom weltlichen und verlor sie dadurch.
Seine Medizin ist Einsicht. Und aus dieser Einsicht entsteht Verwandlung.
Er zieht sich zurück in den Stein, den urigen archaisch stolzen Rosengarten – den Gebirgszug in Südtirol, der diesen Namen trägt – nicht, um zu fliehen, sondern um das Wissen zu bewahren, dass Schönheit nie gefangen werden kann.
Wenn das Jahr sich neigt und das Licht weich wird, erzählen die Berge die alte Geschichte von Laurin, dem Zwergenkönig mit dem Herzen aus Feuer und Schmerz.
Laurin war einst Hüter der Schönheit.
In den Felsen seines Reiches blühten tausend Rosen, so zart, dass selbst der Wind sie ehrfürchtig umsang. Er liebte sie, so wie man(n) liebt, noch ohne das tiefe Wissen, dass Liebe frei ist.
Da erschien Similde, die Königstochter aus dem Reich der Menschen. Doch sie war nicht nur eine Frau – sie war die Frequenz der puren Liebe selbst: das, was nicht besitzt, sondern berührt und weiterzieht, freie Liebe wird es heute so gerne und unbedacht genannt – .
Laurin, berauscht geblendet von ihrer Schönheit, wollte sie halten, so wie er es kannte und auch seine Rosen hielt –umgeben von goldenen Fäden, die kein Fremder durchschreiten durfte. Er wollte bewahren, was nicht bewahrt werden kann.
Doch Liebe lässt sich nicht einsperren.
Und so kam, was kommen musste: Das System – in Gestalt von Simildes Vater, dem König Dietrich, Herr der Ordnung, der Ehre, der Macht, zog mit seinen Rittern herauf,um die Tochter zurückzufordern. Im Kampf zerbrach der Garten,die Rosen wurden zertreten, die Stille zerriss.Und Laurin, verwundet an Seele und Stolz, rief seinen Fluch hinaus:
„Verflucht sei mein Garten,
dass ihn niemand mehr sehe,
weder bei Tag noch bei Nacht!“
Doch er vergaß die Dämmerung. Und so blüht der Rosengarten weiter … nicht in der Welt, sondern im Stein, im Glühen der Dolomiten, wenn Tag und Nacht sich küssen.
Dort, in dieser Schwelle, lebt Laurin weiter … nicht mehr als Herrscher, sondern als Hüter des Loslassens.
Er ist die Medizin des Westens:
der Moment, in dem das Feuer zu Glut wird, in dem Schönheit sich zurückzieht in Erinnerung und Liebe bleibt – frei, leuchtend, unbesitzbar.
Dieses Sage des Westens erzählt:
vom Ende des äußeren Glanzes,
vom Beginn der inneren Reife,
von der Schönheit, die bleibt –
wenn wir endlich aufhören, sie festzuhalten.
🍂 Archetypisch im Medizinrad
- Laurin – Westen: das Liebende, das Loslassen lernt.
- Similde – Osten: die freie, schöpferische Kraft der Liebe.
- Dietrich (Vater/System) – Süden: Macht, Kampf, Struktur.
- Rosenglühen – Schwellenlicht: das Leuchten nach dem Ende, die Wiederkehr im Inneren.
Autorin und Bild: Susanna Amberger
Laurins Atem – Vom Glühen des Herzens im Stein
Ein Ritualpfad für die Schwelle zwischen Herbst und Winter <<< klick
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