Lughnasadh, das auch als Fest der Schnitterin bezeichnet wird.
Der 15. August ist ein hoher, katholischer Marienfeiertag: Maria Himmelfahrt. Üsa Froua Tag, Hoher Frauentag, Büschelfrauentag, Maria Würzelweih und noch viele ähnliche Namen gibt es für diesen besonderen Tag, der auch die Frauendreißiger einläutet.
Die Geschichte erzählt, dass Maria nach ihrem Tod in den Himmel aufgenommen wurde und ihr Grab leer vorgefunden wird. Nur der wunderbare Duft nach Kräutern ließ erahnen, dass dies ihr Grab war.
Das Binden des Kräuterbusches geht einerseits auf diese Geschichte zurück. Andererseits liegt ein viel älteres Brauchtum dahinter, das auf unsere keltischen Ahnen zurückgeht. Diese feierten um den abnehmenden Augustmond das Fest Lughnasadh, das auch als Fest der Schnitterin bezeichnet wird. Diese zog mit ihrer Sichel über das Land und schnitt das erste Korn des Jahres, aus welchem das erste Brot des Jahres gebacken wurde. Deshalb nannte man dieses Fest auch Brotfest und es war das erste Erntedankfest im Jahreskreis. Es wurde ausgelassen gefeiert, weil es zu diesem Zeitpunkt im Jahr nur wenige Sorgen gab und eine große Fülle an farbenfrohen Nahrungsmitteln. Einzig die Sommergewitter mussten mit den Wetterkräutern in Zaum gehalten werden.
Es war und ist eine Zeit der Fülle, mit viel Arbeit und vielen Festen, eine Zeit, in der die Fülle für den Winter haltbar gemacht wird. Anfang Augst haben wir Menschen das Gefühl, nun genug geruht zu haben, es macht wieder Freude Marmelade einzukochen und einzuwecken, was der Garten uns schenkt. Vorrätig- und Haltbarmachen gehören in diese Zeit.
Diese Augustwochen sind eine naturmagische Zeit. Neben all der Fülle kommen jetzt auch noch die Perseiden-Schauer über uns. Um den 11. August sind so viele Sternschnuppen sichtbar, wie sonst nie im Jahr und das besonders, wenn auch noch Neumond ist.
Als Frauendreißiger (insbesondere im bayerisch-tirolerischen Alpenraum ein Begriff) wird die Zeit vom 15. Augst bis 15. September bezeichnet. Jetzt werden die wichtigsten Heilpflanzen gesammelt. Aus den stärksten, kräftigsten und schönsten Kräutern wird dann der Kräuterbuschen gebunden.
Kräuterbuschen gehörten in vielen Regionen ganz einfach zum Haushalt. An einer besonderen Stelle in Haus aufgehängt, in der Kirche geweiht oder selber gesegnet kamen sie zum Einsatz. Meist bindet man um eine Königskerze 7, 9, 12 oder mehr Kräuter. Meine Mutter band immer auch die ersten Zwiebeln und auch die Karotten vom Garten dazu sowie Rosen und Wermut, die Schönsten und Kräftigsten eben.
Dem Buschen wurden Kräuter entnommen, wenn einer aus der Familie ernsthaft erkrankte, wenn jemand starb oder geboren wurde oder wenn großes Unheil nahte. Dann wurden Teile davon verräuchert oder als Tee getrunken. Es waren heilige Kräuter mit unglaublicher Kraft und es war eine heilige Zeit mit ebenso unglaublicher Kraft.
Die Schnitterin zieht nicht nur übers Land, sie stellte sich klar und mutig neben ihre Töchter (uns Frauen), um uns zu ermuntern, dass wir sowohl durchtrennen dürfen als auch unsere Ernte annehmen. Zum Herbst gehört genau diese Energie – Loslassen von allem, was uns nicht mehr dienlich ist und Annehmen, was zu uns gehört.
Text: Katharina Waibel
Foto: Lina Engler
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Wie schön! Katharina Waibel und ihr wildes Weiberwissen bei den Spinnerinnen, das freut mich sehr. Danke für das vielfältige Wissens- Sammelsurium zur August-Qualität!