
Tief in der Stille, unter Moos, Stein und uralten Wurzeln,
ruht ihr Herz – langsam pulsierend
wie ein verschüttetes Lied im Traum der Welt.
Dann beginnt es. Nicht als Beben, sondern als leises Erinnern.
Ein Zittern durchzieht das Gewebe der Erde,
ein Ruf, den nur jene hören,
die noch mit der Seele lauschen.
Dort, wo der Boden noch flüstert
und der Schleier zwischen den Welten dünner wird,
brechen sie hervor: die ersten Schlüsselblumen –
zart und unscheinbar
und doch Trägerinnen uralter Weisheit.
Sie entsteigen dem Schoss Gaias
wie Gedanken, die Licht geworden sind,
ein stilles Echo der grossen Mysterien,
geboren aus dem Atem der Göttin.
Mit dem ersten Hauch des Lichts
öffnet sich die Erde –
nicht nur für Knospen und Wurzeln,
sondern für das, was lange verborgen lag:
Erinnerung, Tiefe, heilige Rückkehr.
Persephone steigt auf,
und sie ist nicht mehr dieselbe.
Denn wer durch Dunkelheit gegangen ist
und wieder ans Licht tritt,
trägt das Wissen der Tiefe in jeder Bewegung.
So neigt sich die Blüte –
nicht aus Schwäche,
sondern in stiller Ehrung dessen,
was unter der Oberfläche lebt.
Jede Knospe ein Auge, das die Welt neu sieht.
Jede Blume ein Zeichen,
geformt aus dem Schweigen der Erde,
lesbar nur für jene,
die vergessen haben zu sehen.
Die Priesterinnen von Eleusis wussten:
Es ist nicht die Blume, die den Frühling bringt,
sondern das, was sie in uns öffnet.
Ein Schlüssel – nicht aus Metall,
sondern aus Licht und Erinnerung,
gewachsen aus der Erde selbst,
getragen von Demeter
und geweiht dem ewigen Kreislauf
von Werden, Vergehen
und heiligem Erwachen.
Autorin und Bild: Luana Lightwood
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