Frühling – Es ist jedes Mal ein Staunen

Der Frühling lässt sich Zeit – hier in den Allgäuer Bergen. Ich selbst habe es auch gar nicht eilig. Im Gegenteil. Das Innehalten ist zu einer Medizin geworden. Die Amsel ist ganz anderer Meinung und die Stare sowieso. Sie schwatzen unentwegt auf dem Birnbaum. Ich liebe diese witzigen Vögel. Die Tage werden wärmer und meine Winterwege sind fast schneefrei. Ich genieße es sehr. Mein Zugvogel-Herz ist längst überredet. Reisepläne und Landkarten sind ebenfalls eine ganz wunderbare Medizin.

Und doch möchte ich noch einmal hinspüren – zu diesem Erwachen. Es ist jedes Mal ein Staunen. Der Winter gibt zuvor nichts preis. Und ich habe wie jedes Jahr keinerlei Erinnerung. Wohl habe ich Bilder dazu. Jedoch nicht diese unbändige Freude und dieses wunderbare Überrascht-Sein.

Noch einmal halte ich inne und reise mit der Trommel zu diesem unerschütterlichen Neuanfang.

Den Kopf an den Stab gelehnt ist er noch spürbar. Dieser Moment, wenn das Alte endet. Und die Balance einer Zumutung gleicht. Die Ahnenlinien haben sich eingerollt. Der Schnee ist noch unentschieden. Leicht gesagt, dass das Sterben vor dem Geboren-Werden kommt. Könnte ein gewagter Sprung gelingen?

Den Kopf an den Stab gelehnt, rutscht das alte Wissen in den Kessel zurück. Einfach so. Weil es höchste Zeit ist. Warten macht keinen Sinn. Spring!

Den Kopf erhoben. Den Stab in der Hand. Die regennasse Erde hat den Sprung laut auflachend empfangen. Das helle Grün rollt den roten Teppich aus. Von weit her kommen sie. Aufrecht, stolz, frei, wild, mutig, frech, entschieden, kampferprobt, tänzelnd, schräg, großspurig, zügellos, bissig, großherzig, schamlos, klug, pfeilschnell und noch vieles mehr.

Ihre herrlichen Stäbe entfachen das große Feuer. Wild und ausgelassen tanzen sie durch diese Nacht. Ein rauschendes Fest. Eine bebende Freude. Alle sind gekommen! Ein kunterbunter und schräger Weiberhaufen!

Jede erspürt ihr neues Reich. Die Fußsohlen prickeln. Ihre Neugier kennt keine Grenzen. Einfach phantastisch!

Autorin: Christine Kostritza
Foto: Eberhard Dederer

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