Du betrittst einen Raum und spürst sofort: Hier stimmt etwas nicht. Die Luft wirkt schwer, die Stimmung drückt, dein Körper möchte am liebsten gleich wieder raus. Oder du führst ein Gespräch und fühlst dich danach müde und ausgelaugt. Sofort denkst du vielleicht: „Da war schlechte Energie.“
Aber was wäre, wenn es schlechte Energie gar nicht gäbe?
In der schamanischen Tradition der Anden wird Energie nicht beurteilt. Sie ist weder gut noch böse – sie hat nur unterschiedliche Dichten und Frequenzen. Manchmal leicht und frei, manchmal schwer und stagnierend. So wie Wasser zu Eis oder Dampf werden kann, verändert sich auch Energie ständig in ihrer Form.
Erst unsere Bewertung macht sie „negativ“. Wenn wir jedoch lernen, sie zu verstehen und zu verwandeln, öffnet sich ein ganz neues Gefühl von Freiheit.
Warum es keine schlechte Energie gibt
Stell dir einen Garten vor: Würdest du den Kompost als „schlecht“ bezeichnen, nur weil er dunkel ist, schwer – und manchmal unangenehm riecht? Nein. Denn du weißt: Er nährt dein Wachstum.
So ist es auch mit Energie. Schwere Energie – im Andenschamanismus „Hucha“ genannt – trägt wichtige Informationen in sich:
- Sie macht sichtbar, wo etwas aus dem Gleichgewicht gefallen ist
- Sie zeigt dir innere Konflikte, die noch Aufmerksamkeit brauchen
- Sie erinnert dich daran, dass du wieder genährt werden möchtest
Wenn Energie transformiert wird, entsteht „Sami“ – die leichte, fließende, lebendige Energie, die dich inspiriert und stärkt. Schwere Energie ist also kein Feind. Sie ist Kompost für neues Wachstum.
Die schamanische Sicht auf Energie
Im Andenschamanismus wird Energie als lebendiges Wesen verstanden. Sie fließt zwischen dir, den Menschen um dich herum, der Natur und dem Kosmos. Alles ist im Austausch – immer. Dafür gibt es drei wichtige Begriffe zum besseren Verständnis:
Hucha – schwere, niederfrequente Energie
Das ist nichts „Böses“. Es ist niederfrequente Energie, die stagniert. Sie entsteht zum Beispiel, wenn
- du zu viel gibst und zu wenig annimmst
- sich Ärger oder Angst in dir staut
- du dich innerlich zurückziehst, obwohl Verbindung nötig wäre
- du Konflikte herunterschluckst und Schutzmauern um dich herum baust.
Hucha kannst du wahrnehmen als Druck, Enge, Erschöpfung oder Blockade … Diese Gefühle zeigen dir auf: „Hier ist etwas ins Ungleichgewicht geraten. Schau bitte hin.“
Sami – leichte, hochfrequente Energie
Das ist keine „gute“ Energie, sondern einfach eine leichte, nährende, hochfrequente Energie. Sie ist wie ein „innerer Sonnenaufgang“ und entsteht zum Beispiel, wenn du
- dich verbunden und geborgen fühlst
- Freude empfindest, glücklich bist
- aus dem Herzen gibst und empfängst.
Wichtig: Schwere Energie kann immer in leichte Energie übergehen – und umgekehrt. Du kannst bewusst darauf einwirken, dass sich Energie in niedriger Schwingungsfrequenz zu leichter, hochfrequenter Energie transformiert.
Ayni – Das Prinzip der Gegenseitigkeit
Ayni bedeutet im andinen Schamanismus: Alles ist Austausch. Nichts geht jemals nur in eine Richtung. So gehören Geben und Empfangen zusammen wie Ein- und Ausatmen.
Deshalb ist es so wichtig, dass du dir bewusst wirst, auf welcher Energiefrequenz du (re)agierst. Wenn du zum Beispiel auf eine Beleidigung mit gleicher Münze zurückzahlst, dann schaffst du ein Ayni auf niedriger Energiefrequenz. Das heißt, es kommt auch auf der gleichen Ebene wieder zurück zu dir. Das passiert, wenn sich niemand aus einer solchen Dynamik löst und die Verantwortung immer beim Gegenüber gesucht wird.
Mache den ersten Schritt:
Entscheide selbst, auf welche Ebene du in deinen Beziehungen, deiner Arbeit, deinem Leben energetisch schwingen willst. Du kannst auch auf eine ankommende schwere Energie ganz bewusst auf einer höheren Frequenz antworten. So entsteht Veränderung.
Wie du schwere Energie erkennst und transformierst
Es sind nicht unbedingt die großen Dramen oder Ereignisse. Die Wirkung von Hucha kann ganz unscheinbar beginnen und mit der Zeit immer schwerer werden:
- Du bist erschöpft ohne ersichtlichen Grund.
- Deine Gedanken drehen sich im Kreis.
- Bestimmte Menschen oder Situationen ziehen dir spürbar Kraft.
- Du fühlst dich festgefahren oder innerlich blockiert.
Diese Empfindungen sind kein Problem – sie sind ein Weckruf. Schwere Energie klopft an und sagt: „Hey, hier braucht etwas Fürsorge. Bitte schau hin.“
Transformation: Hucha in Sami verwandeln
Das Wichtigste ist, dass du die schwere Energie überhaupt wahrnimmst. Dann kannst du sie auch wandeln. Das ist gar nicht so schwer. Dein wichtigstes Hilfsmittel dabei ist dein Atem.
Hier ist eine einfache Technik, die du jederzeit anwenden kannst:
Übung: Kristallatem (Samay)
Diese Atemübung klärt dein Energiefeld und bringt schwere Energie auf die hohe Frequenz von Sami.
- Setze dich aufrecht hin. Füße am Boden, Rücken aufgerichtet.
- Schließe die Augen. Stell dir vor, du sitzt in einem klaren, lichtvollen Kristall. Dieser Raum schützt und stärkt dich.
- Atme tief ein und aus.
- Mit jedem Einatmen ziehst du Sami in dein Feld. Dafür stellst du dir vor, wie du zum Beispiel direkt von Mutter Erde oder von Vater Himmel hochfrequente Energie in dich hineinatmest. Deine kosmischen Eltern sind immer eine Quelle von Sami, mit der du dich überall und jederzeit verbinden kannst.
- Lass mit deinem Einatmen die leichte Energie in dich hineinströmen. Stell dir vor, wie sie alles Schwere in dir wandelt.
Mit dem Ausatmen gibst du transformierte Energie als Licht und Liebe in die Welt zurück.
Wichtig: Wir geben niemals schwere Energie in die Welt. Du wandelst sie in dir und atmest sie als hochfrequente Energie aus. So kommst du zurück zu Ayni – inneres Gleichgewicht, das du weitergibst.
Energiearbeit im Alltag: kleine Schritte, große Wirkung
Energie ist immer Beziehung – zwischen dir und der Welt. Je achtsamer du mit dieser Verbindung umgehst, desto leichter wird dein Leben. Hier ein paar einfache Möglichkeiten:
- Ein Atemzug am Morgen: Lade bewusst Leichtigkeit ein für diesen Tag.
- Naturkontakt: Bäume, Berge, Gewässer etc. sind Träger hochfrequenter Energie.
- Dankbarkeit üben: Reflektiere am Abend, wofür du dankbar bist.
- Grenzen spüren und achten: Was nährt dich? Was erschöpft dich? Sei bewusst.
- Abgrenzen: nimm nichts auf, was nicht zu dir gehört – Gedanken, Erwartungen, fremde Lasten …
Wenn du dich täglich ein wenig um dein Energiefeld kümmerst, spürst du bald: Du wirst bewusster, achtsamer und „lichter“.
Fazit
Alles ist Energie.
Und jede Energie will in Bewegung bleiben.
Es gibt keine schlechte Energie – nur Energie, die nicht mehr im Fluss ist. Wenn du sie wahrnimmst, kannst du sie wieder in Bewegung bringen. Das ist nicht nur wertvoll für dich selbst, sondern auch für Beziehungen und Gemeinschaft.
Autorin und Foto: Monika Hein
Dir gefällt was wir machen… dann bring uns ins Netz. Danke
