Weit, weit hoch, an vielen Feuern vorbei, durch Bibliotheken von gestern und heute, flimmernde Bildschirme, Zeichen in Stein geritzt, Papier fliegt durch die Luft, Höhlenmalerei, ein Radio scheppert alte Lieder, Symbole und Handabdrücke auf Wänden.
Eine Lichtung taucht auf. Intensiver Wacholderduft. Ich setze mich in den Kreis, viele sind da, sitzen und schauen ins Feuer. Der Kreis riecht alt und vertraut, erinnert an das, was war. Die Geschichten-Ahnin taucht auf, groß, alt, schelmisch glitzernde kohlrabenschwarze Augen. Sie trägt viele bunte Kleider und Bänder übereinander, schrill, klimpernd und klingend. Behangen mit Glöckchen, Knochen, geschliffenen Scherben in allerlei Farben, Bierdeckeln, Muscheln, Federn, Kaffeelöffeln, Glitzerpapier, Zapfen, Wurzeln, Silberschmuck, Zöpfen und Ringen und so viel Anderem. Ihre Haut trägt Narben, Tattoos, uralte Symbole und Zeichen. Sie ist barfuß, sogar an den Zehen trägt sie Ringe und bunte Bänder. Diese Füße trugen sie zu vielen Kreisen und Feuern.
Wir wissen, dass jedes Ding an ihr sie an jede einzelne der vielen Geschichten erinnert, die sie jemals gehört und erzählt hat.
Breitbeinig setzt sie sich zu uns – auf ihr altes Wildsaufell. Rotzt und spuckt einen fetten Klumpen Krautpampe ins Feuer. Rote und blaugrüne Flammen tanzen jubelnd in den Abendhimmel und verwandeln sich in Waldgeister. Staunendes Gemurmel, Ahhhs und Oooohs.
Sie löst ein goldenes Bonbonpapier aus ihrem Haar, schließt die Augen und fängt an zu erzählen …
»Jede Narbe, jedes Mal, jedes Ding hat eine Geschichte. Erinnert euch, wir alle sind Geschichtensammlerinnen.«
Autorin: Annette Roemer
Bild: Brigitte Meßmer
Schamanische Reise ins Land der Geschichten mit der Absicht, eine Ahnin zu treffen und zu schauen, welche Kraft und Qualität sie mir zeigt.
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