Ich bin geflogen.
Hoch.
Und weit.
Zu hoch?
Zu weit?
Zumindest weiter als üblich.
Und so hoch, wie schon lange, sehr lange nicht mehr.
In die Berge, wo’s kühl und neblig war und die Nacht voller Schimmer.
In den Süden, wo’s heiss und feucht war und der Vollmond im See lag.
Langsam.
Sehr langsam hatten sich die Flügel entfaltet.
Sie trocknen zu lassen erforderte Geduld.
Als ich mich dann endlich aufschwingen konnte,
da wollte ich mich nicht mehr zurückhalten.
Wollte fliegen, flattern, gleiten,
schweben, segeln, gaukeln.
Nun ist der Sommer vorbei.
Die Flügel sind lädiert.
Sie sind nicht ansehnlich.
Egal.
Sie haben ihren Sinn erfüllt.
Sie haben mich getragen.
Sie wurden benutzt.
Sie zeugen vom Leben.
Ein kurzes, luftiges Juli-Leben.
Jetzt labe ich mich an piksenden Disteln.
Was halt noch übrig ist, vom Sommer.
Und doch bin ich glücklich, geflogen zu sein.
Vielleicht wäre unversehrt bleiben klüger als kämpfen und vielleicht verlieren.
Vielleicht wäre vernünftig sein ratsamer als träumen und vielleicht traurig zu erwachen.
Vielleicht wäre lebenslange Zufriedenheit erstrebenswerter als flüchtiges Glück.
Vielleicht …
Nein! Keine Vielleichts mehr!
Die nehm’ ich nicht mit in den Winter.
Nur das viel-Leicht-e
darf mit in die Dunkelzeit.
Und der eine Flügel.
Um die Wunden zu bedecken.
Autorin und Foto: Luciana Brusa
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vielleicht … das viel – Leicht – … so ein schöner Übergang – Gedanke – berührend! – vielen Dank!!