Der Sieben-Jahres-Zyklus

Alles Wachstum verläuft in Spiralen

Auf Wegen, die regelmäßig ähnliche Stellen passieren. Sei es im Tagesrhythmus, im Jahresrhythmus – oder auch in einem Rhythmus, der sich, warum auch immer, der heiligen Zahl Sieben anpasst

Rudolf Steiner war davon überzeugt, dass das menschliche Leben in Wachstumsschritten von Jahrsiebten vor sich geht. „Der Mensch stößt im Laufe von sieben bis acht Jahren seine sämtliche physische Materie ab und erneuert sie“, schrieb Steiner, dem es dabei vor allem auf die Entwicklung der sogenannten „Wesensglieder“ ankam: Persönlichkeit, Charakter und Psyche. Der Mensch macht demnach eine Entwicklung durch vom physischen Leib über den Ätherleib und den Astralleib bis hin zum fertigen Ich. Mit seiner Sieben-Jahres-Einteilung war der Begründer der Anthroposophie aber nicht der Erste.

Schon der Philosoph Philon von Alexandria hat kurz nach Christi Geburt das Leben auf der Suche nach einem Muster in Jahrsiebte unterteilt. Demnach endet das erste Jahrsiebt mit dem Verlust der Milchzähne, nach dem zweiten ist die Geschlechtsreife erreicht, das dritte Jahrsiebt endet mit der Volljährigkeit und das Erwachsenenleben beginnt.

Die Forschungen von Jonas Frisén am Karolinska-Institut in Stockholm bestätigen: Der Mensch hat tatsächlich alle sieben bis zehn Jahre einen völlig neuen Körper – die Veränderungen finden nur unterschiedlich schnell statt. 2005 errechnete der schwedische Zellbiologe die komplette Austauschzeit verschiedener Körperteile:

  • Magenschleimhaut 7 Tage
  • Lungenbläschen 8 Tage
  • Haut 14 bis 35 Tage (bz. 2 bis 5 Wochen)
  • rote Blutkörperchen 4 Monate
  • Leberzellen 10 bis 17 Monate
  • ein Haar 7 Jahre
  • Fettzellen 8 Jahre
  • Skelett 10 Jahre
  • Rippenmuskulatur 15 Jahre
  • Dünndarm 16 Jahre
  • Einzig das Herz wird nie wieder ganz neu: Jedes Jahr bildet es maximal ein Prozent seiner Zellen neu.

Pro Sekunde baut der menschliche Körper 10 bis 50 Millionen Körperzellen ab und ersetzt sie durch neue Zellen. Rein rechnerisch sind wir also alle sieben Jahre ganz neue Menschen. Mit den Jahren verlangsamt sich der Prozess allerdings und es sterben mehr Zellen ab als neue nachwachsen.

Mit der Entdeckung des Planeten Uranus im Jahr 1781 kommen die Jahrsiebte auch bei der Astrologie ins Spiel: Denn der Planet braucht etwa 84 Jahre um die Sonne – so lange wie ein Menschenalter – und wandert durchschnittlich alle sieben Jahre in ein weiteres Sternzeichen. Damit existiert nun auch am Sternenhimmel ein analoger Zyklus, der den Jahrsiebten der menschlichen Entwicklung entspricht und dementsprechend gedeutet wird: als das Prinzip der Erneuerung und der plötzlichen Wendepunkte. Steht der Uranus im Quadrat zu seiner Position bei der Geburt eines Menschen, verlässt der etwa 21-Jährige vermutlich bald sein Elternhaus oder hat es bereits getan. Steht der Uranus in Opposition zu seiner Geburts-Position, könnte sich der Betreffende mit seinen 42 Jahren gerade in einer Midlife-Crisis befinden.

Ob man nun der Astrologie, der Medizin oder der Anthroposophie anhängt: Die Jahrsiebte können als eine Art Kompass dienen, wann welche Herausforderung im Leben an der Reihe und ein Taumeln deshalb nicht ungewöhnlich ist. Und auch im Rückblick lässt sich die eigene Biografie so besser strukturieren und verstehen.

Autorin: Dagmar Steigenberger
Fotos: Dagmar Steigenberger

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