Der Profane

Stumpen rauchend, alt, zerzaust, irgendwie sexy steht er vor mir … wippend und fordernd, die Hände im Rücken verschränkt. Mit Blitzblick schaut er mich an, knallt mir im Rhythmus provozierend sein Kinn entgegen.

Mutigfrech frage ich: «Was willst du, Alter?»

«Du hast mich gerufen, seit Tagen schleich ich um dich rum, du siehst mich nur nicht, weil ich nicht in deine Vorstellungen passe. Ich bin DER PROFANE.»

Genau so hab ich mir das Profane absolut nicht vorgestellt. – Ich habe es mir nie vorgestellt, und schon gar nicht so! Er lacht schallend, wirft seinen Oberkörper zurück und ich steh da, als dummes beschämtes kleines Mädchen … Fuck.

«Pass mal auf, Schätzle: Seit Tagen grummelst du, dass dir alles zu heilig ist, wo denn die Balance zwischen dem Heiligen und Profanen bleibt. Querschiessen willst du, Hejoka sitzt dir auf der Schulter und hält dich doch zurück. Heilig, Liebe, achtsam, Womb, Einklang u.s.v.m. geht dir auf den Sack (äh Womb) und jetzt steht der leibhaftig PROFANE vor dir und du erkennst ihn nicht?»

Ein Schleier aus Nebel und Scham hängt über meinem Verstand. Verwirrung.

«Ich geb dir 1 PROFANES: Jeder (gendern tut er nicht), der sich eine Trommel ins Haus holt, sollte einen Baum pflanzen und den Baumgeistern danken.» Bäng.

ZACK. Haut es mich raus aus meinem Traum. Ich brauche ewig, bis ich zu mir komme. In mir spüre ich noch den Knall und die Klarheit des PROFANEN.

Autorin: Annette Roemer
Schichtbild: Annette Roemer, Eddy Blondey Pixabay

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Christine Kostritza

    Liebe Annette- Der Profane gefällt mir saugut. Zigarre paffend und kinnverstärkt bringt er die Sachen auf den Punkt. Ein schlauer Fuchs, ein Gaunerschlingel und vermutlich ein Vielgereister. Seine Geschichten würden sich sehr gut in unserem Magazin machen …

    1. Annette Roemer

      Oh ja Christine, ich vermute, dass es ihm gefallen würde, ich werde ihn fragen.