Der Kessel der Frauen

Die wilde Magie der Cailleach und die Rückeroberung unserer weiblichen Kraft

Es gibt einen Kessel, tief verborgen in den Mythen, den Erinnerungen und den Zellen von uns Frauen. Einen Kessel, der Leben, Tod und Wiedergeburt vereint – das Symbol für die uralte Kraft, die Frauen durch die Zeiten getragen hat. In der dunklen Jahreszeit, wenn die Schatten lang und die Nächte tief sind, die Schleier der Welten dünner werden, ruft uns die Cailleach, die alte Göttin der Winterzeit, zurück in ihre wilde, ungezähmte Magie.

Die Cailleach, die keltische Hüterin der Dunkelheit, steht als Verkörperung der uralten weiblichen Kraft. Sie ist die Alte, die Weise, diejenige, die Zyklen beendet und den Boden für Neues bereitet. In ihrem Kessel brodeln unsere Ängste, unsere Schatten und all die Kräfte, die wir so oft vor uns selbst verstecken. Aber hier ist die Wahrheit: Dieser Kessel ist kein Ort der Vernichtung – er ist ein Ort der Transformation.

Die Magie der Frauen im Zyklus der Dunkelheit

Die dunkle Jahreszeit ruft uns zurück in die Essenz unserer Weiblichkeit, in die Tiefe unserer Macht. Es ist kein Zufall, dass die Dunkelheit in so vielen Kulturen mit dem Weiblichen assoziiert wird. Dunkelheit ist der Schoß, aus dem alles Leben entspringt, der Ort, an dem Altes stirbt und Neues geboren wird. Doch die moderne Welt hat uns gelehrt, diese Dunkelheit zu fürchten. Sie hat uns eingeredet, dass wir uns anpassen, optimieren und unser Licht konstant erstrahlen lassen müssen.

Aber Frauen – wir sind nicht dazu geschaffen, immer zu lächeln, immer gefügig zu sein, immer hell zu leuchten. Wir sind zyklische Wesen, und die Dunkelheit gehört genauso zu uns wie das Licht. Der Winter, die Zeit der Cailleach, ist eine Einladung, uns daran zu erinnern. Es ist Zeit, in die Dunkelheit hinabzusteigen, die wir so lange gemieden haben, und die Geschichten zurückzuholen, die wir vergessen haben.

Der Kessel als Symbol für Macht und Transformation

Der Kessel der Frauen ist kein Ort für schwache Nerven. In ihm mischen sich die Tränen der Trauer mit der Wut der Unterdrückung, die Lust am Leben mit dem Schmerz des Verlusts. Er ist ein Ort, an dem wir uns den Schatten stellen müssen, die uns von unserer Kraft trennen – all den Geschichten, die uns über die Jahrhunderte erzählt wurden

  • Sei still.
  • Sei lieb.
  • Sei nicht zu viel.

Doch dieser Kessel ist auch ein Raum der Rückgewinnung. Ein Raum, in dem wir die Energie der Cailleach spüren können, die uns auffordert, unsere wilde, schroffe, ungeschminkte Natur zurückzuholen. Sie erinnert uns daran, dass Zerstörung ein Teil des Kreislaufs ist, dass wir sterben müssen, um wiedergeboren zu werden – metaphorisch und spirituell.

Die Schatten als Quelle der Stärke

Schattenarbeit und die Verbindung zur Dunkelheit sind hier unverzichtbar. Unsere Ahnen, die Frauen vor uns, lebten oft in einer Welt, die ihre Macht unterdrückte. Aber die Schatten, die sie uns hinterlassen haben, sind nicht nur Lasten – sie sind auch Schlüssel zu unserer Stärke. Der Kessel der Frauen ist ein Ort, an dem wir diese Schatten anerkennen, durchfühlen und transformieren können.

Die Cailleach, mit ihrer schroffen Präsenz und ihrer unerbittlichen Ehrlichkeit, fordert uns auf, die Masken abzulegen. Sie ruft uns zu: „Sei wild! Sei laut! Lass die alte Haut fallen, die dich gefangen hält!“ Es ist Zeit, in den Kessel zu steigen und uns unserer eigenen Transformation hinzugeben.

Die Rückeroberung unserer weiblichen Kraft

Die Magie der Cailleach ist keine süße, tröstende Energie. Sie ist fordernd, sie ist unbequem, aber sie ist kraftvoll. Sie zeigt uns, dass wahre Stärke nicht aus Perfektion oder Anpassung kommt, sondern aus der Fähigkeit, in den dunkelsten Nächten unserer Seele zu verweilen und daraus erneuert hervorzugehen. Es ist Zeit, die alten Mythen zurückzuerobern, die uns Frauen als schwach und passiv darstellten, noch immer darstellen!

Die Rückeroberung unserer weiblichen Kraft bedeutet,

  • die Dunkelheit zu umarmen. – Sie ist nicht unser Feind, sondern unser Nährboden.
  • unsere Schatten zu integrieren. – In ihnen steckt unsere tiefste Wahrheit.
  • unsere Geschichten neu zu schreiben. – Geschichten der Stärke, der Wildheit und der Unbezähmbarkeit.

Der Kessel der Frauen brodelt. Er ruft uns. Die Cailleach wartet. Sie fragt: „Bist du bereit, deine Kraft zurückzufordern?“ Die dunkle Jahreszeit gibt uns die Gelegenheit, unsere eigene Tiefe zu erkunden, uns mit unseren Ahnen zu verbinden und die Macht zu finden, die in unserer ungezähmten Natur liegt.

Lasst uns in den Kessel steigen. Lasst uns wild sein. Lasst uns unsere Geschichten zurückholen.

Denn wenn nicht wir, wer dann?

Autorin: Alexandra Bürkle aka AhnenFrau
Fotos: Artem Apukhtin und MythologyArt von Pixabay, Annette Roemer

 

 

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Danke für diesen wundervollen Beitrag! Die alte Zeit mit unserer neuen Welt zu verbinden, ist längst überfällig. Jeder spürt eine (diese) tiefe Sehnsucht in sich. Es ist der Ruf der alten Zeiten, der dunklen (Erd)Göttin, der Schlange (dem Ursymbol für Heilung und Weiblichkeit), der Verbindung, die so vielen fehlt.