
Ein bezaubernder Begleiter durch die dunkle Zeit des Jahres.
«Lebst du die Magie, so ist dieses Buch für dich. Zweifelst du an jedweder Magie, so ist dieses Buch erst recht für dich.» So lautet die Widmung der Autorin Alexa Szeli in ihrem aktuellen Buch «Ein Rauhnacht-Märchen aus dem Tal der vier Winde», erschienen im Unum Verlag. Damit erfasst sie in zwei Sätzen die Essenz des Buches. Magie. Und sie wirkt, diese Magie. Alexa Szeli hat nicht nur eine in den Bann ziehende Geschichte geschrieben. Ihre Magie ist direkt in die Zeilen geflossen und entfaltet sich in dem Augenblick, in dem man zu lesen beginnt.
Zuerst dachte ich, es liegt an der Sprache der Autorin, die intuitiv alte, zauberhafte Worte wählt, welche tief in mir Erinnerungen wecken und sich wie nach Hause kommen anfühlen. Alexa Szeli fädelt sie kunstvoll auf und verwebt sie zu einem Bild, so klar und scharf, dass ich hineingezogen und selbst Teil der Geschichte werde. Ich sitze bei ihr in der Hütte im Wald, rieche den Rauch des offenen Feuers, höre das Knacksen der brennenden Holzscheite, fühle die Wärme der heissen Teetasse in meinen Händen und das Fell unter meinen nackten Füssen.
«Weich fallen Schneeflocken aus dem Bett der Holle auf uns hernieder», lese ich und mein Blick schweift nach draussen, wo winzig kleine Schneeflocken schweben, so leicht und sanft, als würde die Zeit sich verlangsamen und gleich stillstehen. Rauhnachtszeit eben.
Die Geschichte macht die Qualität der Zeit zwischen den Jahren gleichsam spürbar für jene, welche sich bisher nicht mit den Rauhnächten befasst haben sowie für diejenigen, die damit bereits vertraut sind. In den drei Kapiteln «Eine Begegnung mit der Schnitterin» werden wir eingestimmt auf diese Zeitqualität. Danach folgt die Geschichte, erzählt in dreizehn Kapiteln, eines für jede Rauhnacht. Wer sich schliesslich vertieft mit den Rauhnächten beschäftigen will, findet am Ende des Buches drei Kapitel übers Räuchern, Wünschen und Orakeln sowie eine Reise zum Seelenort.
In diesem Werk verschmilzt Alexa Szeli geschickt Geschichte, Seelenreise, altes Wissen, Mythologie und Information zu einem Buch, das man nicht weglegen möchte, wenn man erst einmal begonnen hat zu lesen.
Ich musste mich zwingen, nach dem ersten Rauhnacht-Kapitel aufzuhören, denn ich habe gemerkt, ich will mir diese Geschichten aufsparen für exakt diese Zeit. Denn ich weiss, ich werde dieses Jahr nicht genügend Freiraum haben, mich dem Dunkel, dem Rückzug und dem Flüstern der Ahnen hinzugeben. Mit dem «Rauchnacht-Märchen» von Alexa Szeli habe ich eine kleine Lösung für mich gefunden, die Rauhnächte doch zu zelebrieren, indem ich mir jeden Abend ein Kapitel schenke.
Falls du also auch zu denen gehörst, die zwischen Feiertags-Hektik und Altjahresabschluss und überhaupt und sowieso keine Ruhe und Musse finden, dich aber trotzdem danach sehnst, möchte ich dir gern das Buch empfehlen.
Auch all jenen, die in der Stadt leben, sich abgeschnitten fühlen von Natur und dem natürlichen Zyklus der Jahreszeiten, insbesondere des Winters, möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Obwohl ich selbst im Wald lebe und den Winter noch als Winter mit Schnee und Kälte und Feuermachen erlebe, fühlte ich mich durch das blosse Lesen von Alexas Zeilen direkt hineingesogen in Mutter Erdes Schoss. Und hier möchte ich verweilen, bis die wilde Jagd vorübergezogen und das Märchen ausgelesen ist.
Rezension und Bild: Luciana Brusa
Ein Rauhnacht-Märchen aus dem Tal der vier Winde
Alexa Szeli
Unum Verlag 2024
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