Birke

Der Baum des Frühlings

Sie ist Brigid, die weiße Göttin ebenso wie Berkana, die hütende Erdmutter. In der Birke steckt die ganze Kraft des Frühlings.

Je jünger die Birke ist, desto weißer schimmert ihr Stamm. »Bhereg«, ein Wort aus dem Indogermanischen, von dem ihr Name abstammt, bedeutet »weiß, leuchtend, hell«. Und so steht die jugendliche Birke für alles Neue, Frische: für Reinigung ebenso wie für prickelnde Frühlingsgefühle, für Heilung ebenso wie für den Schutz von Babys.

🍃🌿 Ihre Heilkraft 🍃🌿

Birken bildeten das Beiwerk für Reinigungs- und Fruchtbarkeitsrituale und werden auch heute noch noch zu Heilzwecken verwendet. Der Birkensaft, den man im April achtsam aus dem Stamm zapfen kann, ist reich an Aminosäuren, Mineralien, Antioxidantien und Vitaminen und damit ein ideales Mittel für Entschlackungskuren im Frühling. Die nordischen Völker nutzten den Birkenreisig, den »Wenik« für Sauna-Aufgüsse und als belebende »Peitsche«. Ein Sud aus den Blättern wirkt äußerlich bei Rheumatismus und Hautausschlägen, innerlich wirkt er harntreibend und ausleitend.

Aus Birkenrinde wurden Gefäße gemacht, die aufgrund ihrer antibakteriellen Wirkung Nahrungsmittel lange frisch hielten. Der Birkenteer, gewonnen ebenfalls aus der Rinde, war der Leim der Steinzeit, mit dem Holzschäfte mit scharfkantigen Steinen verklebt wurden.

🍃🌿 Ihre Ritualkraft 🍃🌿

Zu Beltane fanden in Birkenwäldern berauschende Fruchtbarkeitsorgien statt: Junge Paare fanden zueinander, und die Verheirateten waren in dieser Zeit von ihrem Ehegelübde befreit. Aus diesem Ritual entwickelte sich schließlich der Brauch des Maibaumes. In der Nacht zum ersten Mai stellen junge unverheiratete Männer ihrer Angebeteten einen Birkenbaum als Zeichen ihrer Liebe vor die Tür. Entfernt eine Frau den Maibaum, noch bevor ein Monat um ist, zeigt sie damit ihr Desinteresse. Lange Zeit wurden auch Kinderbettchen aus dem Holz der Birke gefertigt: So wusste man die Säuglinge in den schützenden Armen der Berkana gut aufgehoben.

🍃🌿 Ihr Lebensraum 🍃🌿

Bei den Griechen und Römern weitgehend unbekannt, wächst die Bedeutung der Birke als Heil- und Ritualpflanze, je weiter man in den Norden kommt. Das hat seinen Ursprung nach der letzten Eiszeit: Als die Gletscher schmolzen, machten sie den Weg frei für Pionierpflanzen wie die Birke. An den Boden stellt dieser Baum keine großen Ansprüche, nur lichthungrig und durstig ist er. Bekommt er genug Sonne und Wasser (bis zu 300 Liter am Tag »trinkt« eine Birke), schießt er schnell nach oben. Im Vergleich zu anderen Baumarten werden Birken allerdings nicht wirklich alt: 130 Jahre, dann ist Schluss … wenn ihr nicht schon vorher ein anderer Baum den Platz an der Sonne streitig gemacht hat. Doch die Birke ist nicht nur eine große Heilerin, sie hat auch kriegerische Fähigkeiten. Gegen Lichträuber hat die zarte Birke eine schlagkräftige Waffe: Wenn ihre dünnen, hängenden Äste mitsamt den Blättern im Wind wogen, verpassen sie allem, was ringsum zu hoch wachsen will, ordentliche Peitschenhiebe.

Autorin: Dagmar Steigenberger
Fotos: Dagmar Steigenberger, Annette Roemer

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