
Kennst du sie auch? Die alten Geister, die unangemeldet kommen und zu lange bleiben, wie Gäste, die du eigentlich nicht in deinem Zuhause haben willst. In bestimmten Situationen werden durch Emotionen, die in uns ausgelöst werden, Einladungen an sie verschickt. Ohne dass du überhaupt die Chance bekommst, deine Meinung kund zu tun.
Die alten Gesellen, mit Namen wie: Ich kann das nicht, ich bin nicht genug, ich bin es nicht wert und so weiter. Jeder hat seine eigenen Geister, geboren in der Vergangenheit und einfach nicht tot zu kriegen. Alles ins Licht führen hilft da nichts, die sind lichtresistent.
Neulich kam ein neuer dazu, komischer Geselle, weder Mann noch Frau, gross und dunkel von der Energie her. Vielleicht falsche Tür? Pustekuchen! Was genau will der jetzt hier?
Zeit, auf eine innere Reise zu gehen und zur Teestunde einzuladen. Wenn die werten Gesellen eingeladen werden, sind sie nicht ganz so unleidlich.
Der Trommelrhythmus öffnet den inneren Raum, atmen und wahrnehmen. Ich bin mit der Intention los, zum Tee zu laden. Diesmal steht der Tisch tief in einer Höhle. Jedes Mal stellen sich mir die Nackenhaare und ich spüre diesen Druck auf der Brust. Nein, nix nette Teestunde hier, knallharte Schattenarbeit. Aber die Einladung steht und die Geister sind zuverlässige Gesellen. Einige sind schon da, andere schlurfen zum Tisch aus Stein. Als letzter kommt der Neue.
Humor hilft, Humor ist Erstversorgungsmedizin. In meinem Fall auch eine Portion Sarkasmus. Man kennt sich in der Runde, es wird gezickt, geheult, Wunden geleckt, Schuld zugewiesen und ausgiebig das eigene Leiden angepriesen. Der Neue stellt sich vor: Ich muss perfekt sein, um Anerkennung zu verdienen.
Ich höre zu und frage höflich, ob Tee gewünscht ist. Tee ist gewünscht. Tee aus Lindenblüten, Johanniskraut, Alant und Rosenblüten. Gesüsst mit: Ich sehe dich, ich nehme dich wahr, du bist Teil von mir.
Und siehe da, die Stimmung wird lockerer. Ich sage die Worte zu jedem Anwesenden laut: Ich sehe dich! Ich nehme dich wahr! Du bist ein Teil von mir! Und füge am Schluss hinzu: Aber ihr habt nichts verloren in der Chefinnen-Etage. Punkt.
Die Tassen sind leer, die Geister fordern, sie möchten jetzt bitteschön aus der Höhle ans Tageslicht. Ich gehe voran und der Tross folgt mir. Dann, plötzlich stehen wir an einem Fluss, der aus der Höhle ans Tageslicht fliesst. Die alten Geister springen in den Fluss und schwimmen dem hellen Schein entgegen. Fröhlich grinsend. Die wissen schon, dass die nächste Teestunde mit ihnen stattfinden wird. Kommt Zeit und Situation, kommt Einladung, ob ich will oder nicht.
Zurück im Hier und Jetzt denk ich mir, dass der nächste Teetisch besser um die Mittagszeit auf einem Berg bei strahlendem Sonnenschein stattfinden sollte. Nicht, dass die alten Geister der Einladung fernbleiben würden, nein, aber helles Licht lässt erkennen. Es ist leichter sich alten Geistern zu stellen, wenn frau sie sehen kann. Ein Versuch ist es wert.
Autorin und Foto: Claudia Burren
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