Achtsames (Er)Schöpfen von Mutter Erde

Ich komme gerade von einer Reise im südasiatischen Raum zurück. Da wird anders meditiert - mitten im Trubel des Lebens – quasi mittendrin statt nur nebenbei. Das tosende Großfamilien- und Dorfleben - nix ist leise und still … sie verbinden sich mit den Göttern UND Dämonen … so wie ich das gefühlt und gesehen habe. Dazu noch eine passende, der vielen Geschichten aus der Mythologie oder Lebenskosmologie - erzählt vor Ort von den Alten … wie zum Beispiel diese hier:

Als Shiva in tiefer Meditation versunken war – viele viele Jahre auf dem Kailash – erschuf er nach und nach Berge und Wasser und Tiere und 7 Sonnen, es wurde so heiß, dass er meinte, es bräuchte Wasser auf und in der Erde und so stieß er seinen Trischul, den Dreizack heftig in die Erde … Kali – die in dieser WeltenMythologie Mutter Erde selbst ist und somit daselbst wohnte, war sehr erstaunt und erbost über diese Tat und stieß mit Wucht Shivas Trischul zurück … Shiva, erstaunt über die Kraft und das „Standing“ von Kali, sah sie alsdann als ebenbürtig an – und begegnete ihr auf Augenhöhe …

Diese Erzählung gefällt mir sehr. Nicht nur, dass „die Wurzelbildung“ durch das Rammen des Trischuls in den Boden von Mutter Erde (Kali) unterbunden wurde, sondern auch, dass ich, Frau, nicht aus der Rippe eines Mannes geboren wurde, sondern als gleichwertig und gleichberechtigt von dem AllEinen Schöpfer und Zerstörer in der Welt willkommen geheißen bin.

Doch das innere Bild, das sich vor meinen Augen aufbaute – die Wurzelbildung (Trischul in der Erde) – brachte mich auch erneut zu einem Thema, das mich schon länger beschäftigt und zur Frage: Seit wann wird „unsere“ westliche Art der Meditation ausgeübt? Seit wann gibt es Anleitungen wie: „Verbinde dich mit Mutter Erde, bilde Wurzeln, starke Wurzeln zum ErdStern und lass diese Kraft hinaufsteigen, kristalline goldene oder weiße Kraft, die deine Wurzeln emporsteigt, pulsiert, dich durchdringt, dich erfüllt.“ So oder so ähnlich starten Meditationen, die ich kenne.

Ist dies eigentlich ok? Bedeutet dies Achtsamkeit in punkto Ressourcen? Ich frage mich: Wenn dies alle Meditations-Praktizierenden tun, schöpfen wir da nicht eine Energie ab, die Mutter Erde selbst benötigt? – Wer hat uns dies erlaubt? Haben wir gefragt?

Mir wird – in spirituellen Kreisen – oft vermittelt: Mutter Erde gibt von Herzen gern … Ach ja?

Und, wird bei den Naturvölkern in Nordamerika, Südamerika, bei den Inuits genauso angeleitet? Es ist mir so nicht bewußt und auch nicht bekannt …

Gehen wir da nicht etwas eigenmächtig und befremdlich mit etwas um, das wir bei anderen so gerne anprangern und kritisieren? – Und dann, nach der Meditation, nachdem wir auftanken durften, was ist dann mit der AllGebenden und AllLiebenden Mutter?

Ich kenne es auch aus meiner eigenen Geschichte und ich meine, daß das Mutterthema bei Vielen ein Dreh- und Angelpunkt ist.

Somit erneut meine Fragen, meine Gedanken: Ist es ok, dass wir die Ressourcen von Mutter Erde anzapfen? Und sind wir auch bereit, etwas zurückzugeben – oder sehen wir es ganz selbstverständlich als Einbahnstrasse – nur nehmen, nehmen?

Und ist es nicht merkwürdig oder zumindest interessant, gar spannend, dass wir – ich – dann im „normalen“ Leben so ein Thema mit Muddi-Sein haben?

Ich fühle da eine Disharmonie, die ich mal ansprechen und aussprechen möchte, denn Kommunikation, sich artikulieren, ist so so wichtig in dieser, unseren heutigen, herausfordernden Zeit der Verirrungen und -wirrungen.

Kennt ihr das?

Wie geht ihr damit um?

 

Autorin und Künstlerin: SüSü aka Susanna Amberger

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Claudia

    Liebe Süsü, eine gute Frage – mir gehts so: wenn ich liebevoll z.B meine Wurzeln in die Erde wachsen lasse oder einen Funken aus meinem Herzen zu ihr sende, gebe ich in diesem Moment etwas von mir und zwar ganz viel Liebe, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Anerkennung, mein Sein. Ich sehe es als Verbindung, die in alle Richtungen funktioniert. Ich verbinde mich vorher mit der großen Quelle auf eine ähnliche Art nach oben (oder drumherum 🙂 und lasse diese kommenden Energien sich in mir vermischen. So fühle ich mich als Teil von allem und kann gewissermaßen darin aufgehen. Die Intention macht die Musik. Meditieren in jeder Situation ist eine Frage der Übung oder Wiederholung, dann spielt das Außen irgendwann kaum noch eine Rolle. Denn der Raum ist ja in Dir selbst.